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Alejandro Cao de Benós mit einem Kim-Il-sung-Anstecker.

Foto: EPA/JAUME SELLART

Wie die meisten Pubertierenden hatte auch Alejandro Cao de Benós so seine Phase. Die Rebellion des Zöglings einer spanischen Adelsfamilie begann mit 16 Jahren, doch mit Irokesenschnitt oder Drogenexperimenten hatte sie nichts zu tun. Nein, der überzeugte Jungkommunist träumte davon, Soldat der nordkoreanischen Volksarmee zu werden.

Über 25 Jahre später läuft Cao de Benós tatsächlich mit einer solchen Uniform durch die Öffentlichkeit, stets einen Anstecker von Landesvater Kim Il-sung auf der Brust, und bezeichnet sich stolz als "Botschafter Nordkoreas". Ein ehemaliger Wegbegleiter sagt gar: "Ich glaube, es hat noch nie einen so vollkommen bekehrten westlichen Menschen gegeben wie ihn." Cao de Benós ist zweifelsohne ein Gläubiger, seine Religion die Juche-Ideologie Nordkoreas.

In Spanien verhaftet

Am Dienstag wurde der 41-Jährige nun mit neun weiteren Männern in Spanien wegen angeblichen Waffenhandels festgenommen. Laut Polizei hatte er mindestens drei modifizierte Handpistolen mit 2000 Schuss Patronen "zur Selbstverteidigung" gekauft. Bislang deute nichts darauf hin, dass die Straftat in Verbindung zu seinen Nordkorea-Aktivitäten stehe.

Der Beschuldigte selbst kündigte auf Twitter an, bald Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. In Nordkorea-freundlichen Facebook-Gruppen wird jedoch bereits eine "politische Schmierenkampagne" vermutet. "Riecht nach einem politischen Schachzug", schreibt ein Nutzer, "vielleicht haben sie ihm die Waffen ja untergejubelt", meint ein anderer.

"Lang lebe die Volksarmee"

Auf nicht wenige Abenteuerlustige und Kapitalismusverlierer übt das Kim-Regime eine geradezu magnetische Faszination aus. Doch selbst in den exzentrischen Nordkorea-Kreisen sticht der Spanier heraus. In der niederländischen Dokumentation "Die Freunde von Kim" sieht man auch, warum. Dort marschiert Cao de Benós die Straßen von Pjöngjang entlang und ruft durchs Megafon: "Lang lebe die Volksarmee." Bei einem Empfang bezeichnet er das Kim-Regime als "sozialistisches Paradies, in dem die Leute in Glückseligkeit leben". Er sei zwar in Spanien geboren, doch von Nordkorea adoptiert worden.

Cao de Benós lobt das Land dafür, drogen- und aidsfrei zu sein und gesellschaftliche Ungleichheit abgeschafft zu haben. Von Arbeitslagern und Korruption möchte er nichts wissen. Kritiker bezeichnen ihn als "nützlichen Idioten" von Nordkoreas Elite.

"In Spanien ist er sehr bekannt – die Leute glauben, er sei ein hochrangiger Beamter in Nordkorea. Tatsächlich ist er vor allem gut darin, sich selbst zu vermarkten", sagt Atahualpa Amerise, Korea-Korrespondent der spanischen Nachrichtenagentur Efe.

Verfechter des Regimes

In seinem Geschäftssinn unterscheidet sich Cao de Benós gar nicht so sehr von seinen "imperialistischen Feinden": Als Gründer der "koreanischen Freundschaftsvereinigung", einer pronordkoreanischen Organisation, die laut eigener Aussage Mitglieder in gut 120 Ländern hat, verkauft der Spanier nicht nur Anstecker und Poster, sondern bietet auch Reisen in das isolierte Land an – zum doppelten Preis vergleichbarer Tourismusprogramme. Unter dem – oftmals falschen – Versprechen, einen besonders tiefen Blick hinter die verschlossene nordkoreanische Fassade zu vermitteln, lockt er Filmemacher, Journalisten und Investoren um umgerechnet zehntausende Euro in das Land.

Auch der TV-Journalist Andrew Morse fuhr im Jahr 2014 mit Cao de Benós' Reisegruppe in das Land – als einer der ersten US-Amerikaner überhaupt. Als seinem spanischen Reiseleiter jedoch die "herablassende Art" seiner Äußerungen missfiel, brach der in sein Hotelzimmer ein, konfiszierte die Videoaufnahmen und beschädigte seinen Laptop. Anschließend zwang ihn Cao de Benós, einen Entschuldigungsbrief an das Regime zu unterschreiben. (Fabian Kretschmer aus Seoul, 18.6.2016)