Mutig sein. Zweikämpfe suchen, finden, gewinnen. Schalter umlegen. Sich daran erinnern, dass man Fußball spielen kann. Automatismen abrufen. Beten. Kollers Anweisungen befolgen. Präzise passen. Fehler vermeiden, speziell die haarsträubenden. An beziehungsweise über die Grenzen gehen. Nicht den Ausfall von Junuzovic bedauern. Auch der gesperrte Dragovic ist Mensch und ersetzbar (als Innenverteidiger). Sich selbst belügen.

Das 0:2 gegen Ungarn hat nämlich gar nicht stattgefunden. Die Nerven im Zaum halten. Ronaldo ärgern. Schießt er einen Freistoß weit drüber, durchaus lachen und seine Frisur kritisieren. Schneller als der Schall umschalten. In die freien Räume stoßen. Nicht nach 31 Sekunden an die Stange schießen. Ronaldo nicht größer machen, als er ist.

An die zehn anderen Portugiesen denken, die haben ihren Beruf nämlich auch nicht verfehlt. Löcher stopfen. Über die Flanken angreifen. Hart, aber gerecht attackieren. Als Kollektiv glänzen. Beten. Laufen. Kratzen. Beißen. Kaltschnäuzig vor dem Tor sein, Chancen erst kreieren, dann verwerten, nicht vergeben. Arnautovic und Alaba forcieren. Kilometerfresser Baumgartlinger entlasten. Verantwortung übernehmen, nicht abschieben.

Das erste Tor schießen, im Idealfall ein zweites nachlegen. Kassiert man einen Treffer, in keine Langzeitdepression verfallen. Das Leben und ein Fußballspiel gehen nämlich immer bis zum Abpfiff weiter. Wird all das und noch viel mehr befolgt, frage nicht, dann werden die Portugiesen am Samstagabend in Paris bitterlich weinen. (Christian Hackl, 17.6.2016)