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Das "Regiment Asow" kämpft in der Ostukraine.

Foto: Reuters/Djurica

Wien – Die ukrainische Botschaft in Wien nennt sie auf Facebook "Soldaten, die die Ukraine vor russischer Aggression verteidigt" haben: Doch bei den Kämpfern des "Regiment Asow" handelt es sich zu einem großen Teil um Rechtsextreme bis Neonazis. Mindestens ein Mitglied des Freiwilligenbataillons, das in der Ostukraine eingesetzt wird, befindet sich momentan im Burgenland. Die ukrainische Botschaft veröffentlichte am 4. Juni ein Foto der ankommenden Verwundeten, das den Kämpfer Evgeny S. gemeinsam mit drei anderen Kämpfern und Olexander Scherba, dem ukrainischen Botschafter in Wien, zeigt. Evgeny S. zeigt auf seinem Facebook-Profil mehrere Bilder des Regiments, er selbst ist bei Kampfhandlungen fotografiert worden.

Mussolini T-Shirt

Das Geld für die Reha soll von der "International Association for Support of Ukraine" organisiert worden sein, die Finanzierung stammt aus "humanitären Kanälen". Bilder, die dem STANDARD vorliegen, zeigen S. im Burgenland. Er trägt dabei ein T-Shirt der ultranationalistischen Marke "Svastone", auf dem der italienische Diktator Benito Mussolini zu sehen ist. Auch sein Asow-Bataillon setzt auf Symbole, die mit dem Nationalsozialismus konnotiert sind. Offizielle Insignien zeigen die Wolfsangel, die auch von SS-Divisonen benutzt wurde.

Bis vor kurzem war im Abzeichen des Regiment Asow außerdem die "Schwarze Sonne", die ebenfalls von der SS benutzt wurde. Das ZDF berichtete, dass Asow abseits der offiziellen Darstellung auch auf SS-Runen und Hakenkreuze zurückgreift. Gegenüber des britischen "Telegraph" erklärte Andrij Bilezki, Kommandant des Regiments, es ginge darum, "die weißen Rassen der Welt im finalen Kreuzzug zum Sieg zu führen".

Außenministerium: Keine Rechtsextremen bei Asow

Das Außenministerium bestätigt auf Anfrage des STANDARD, dass sich "vier verletzte ukrainische Staatsbürger" zu einem Reha-Aufenthalt im Burgenland befinden. Sie sind "von 1. bis 20. Juni" angemeldet, die Kosten wurden "von einer ukrainischen NGO übernommen." Bedenken wegen der offenbar extrem rechten Gesinnung mindestens eines Kämpfers hat das Außenministerium nicht. "Das Asow Bataillon wurde in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert und dabei wurden nach uns vorliegenden Informationen radikale rechtsextreme oder kriminelle Mitglieder nicht übernommen", sagt das Außenministerium. Das US-Repräsentantenhaus hat vor einem Jahr beschlossen, dass Mitglieder des Regiment Asow wegen der neonazistischen Einstellung vieler Kämpfer kein Training durch US-Truppen erhalten dürfen.

Russische Botschaft macht Druck

Die russische Botschaft in Wien schrieb hingegen auf Facebook, dass Mitarbeiter "ihren Augen zuerst nicht trauen" konnten, als sie Fotos des Kämpfers in Österreich sahen. In sozialen Medien hat die russische Botschaft nun eine Kampagne gegen den Aufenthalt des Asow-Kämpfers gestartet. Die russische Regierung verweist fortwährend darauf, dass in der Ostukraine neofaschistische Verbände unterwegs sind. "Wir haben zwei Feinde, die EU wie Russland", sagte ein Kämpfer des Asow-Bataillons zu Al-Jazeera, "zuerst kümmern wir uns aber um die prorussischen Separatisten."

Ukrainischer Botschafter spricht von "Dummheit" und beschuldigt russische Botschaft

Der ukrainische Botschafter in Wien, Olexander Scherba, hat mit einem ausführlichen Text mit dem Titel "Nazi ist, der nazistisches tut" zum Empfang der Asow-Kämpfer Stellung genommen (Volltext siehe oben links). Darin hält Scherba fest, dass die Ukraine nicht frei von Übeln wie Nazismus, Neonazismus und Neostalinismus sei. Diese müssten jedenfalls bekämpft werden.

Es sei eine Peinlichkeit für ihn als Botschafter, dass einer der vier ukrainischen Soldaten, die im Krieg mit Russland ihre Beine verloren haben und zu einer dreiwöchigen Rehabilitation nach Österreich kamen, in einem T-Shirt mit dem Gesicht Benito Mussolinis abgelichtet wurde. Der Soldat würde aber Mussolini gar nicht kennen und die "Saga" sei vom russischen Botschafter verbreitet worden.

Scherba: "Der russische Botschafter, der seit Wochen versucht, einen Skandal daraus zu machen, hat offenbar ein gutes Auge für solche Dinge. Dieser Soldat, der 25-jährig in Verteidigung seines Landes ohne Bein blieb, behauptet zwar er wusste nicht wessen Gesicht das war – das hilft aber nicht viel. Seine Gesundheit in Verteidigung seines Landes zu verlieren ist eine Heldentat. Ein Mussolini T-Shirt (sogar unwissend!) zu tragen ist zumindest eine Dummheit. Aber dies ist kein Grund, jemandem medizinische Betreuung zu verweigern. Niemand verdient das." (Fabian Schmid, 18.6.2016, Update am 20.6.2016)