Fußbälle aus Kork statt aus Plastik sind für die Umwelt besser und "tun weniger weh, wenn man sie ins Gesicht bekommt", so der Hersteller.

Foto: www.korkmosaik.com

Wien – Ihre letzte WM war 1982 in Spanien: Danach mussten Fußbälle aus Leder in Pension. Sie waren relativ schwer. Und wenn es regnete, saugten sie sich mit Wasser voll. Vier Jahre später in Mexiko traten die Fußballer erstmals bei einem Weltmeisterschaftsturnier gegen einen synthetischen Ball.

Nun gibt es plastikfreie Alternativen: Ein Hersteller ist Korkmosaik aus Deutschland. Die Rinde wird in Portugal von den Korkeichen geschält. Nach rund neun Jahren ist sie nachgewachsen, der Baum stirbt nicht ab. Ein Vorteil seien die federnden Eigenschaften des Naturmaterials, beim Spielen in Hallen wird der Geräuschpegel durch die samtige Oberfläche im Gegensatz zu Plastikbällen gesenkt. "Lieber einen Korkball als einen Plastikball im Gesicht, das tut weniger weh", sagt Geschäftsführer Friedbert Bleile.

Auch in anderen Bereichen finden auf dem Fasermarkt kleine Revolutionen statt. Für die neuen Textilien sind keine Baumwolle, Seidenraupen oder Schafe notwendig. Sojaseide kann etwas aus Tofu-Abfällen gewonnen werden. Biopolyester aus Maisabfällen. Es wird mit Bananenfasern, Maisstärke oder Garnen aus Krabbenschalen experimentiert.

Milchseide statt Baumwolle

Mit der Weltbevölkerung wächst auch die Nachfrage nach Bekleidung. Zusätzlich wird sie künstlich befeuert – mit immer kürzer werdenden Modezyklen. Ackerflächen und Wasser werden knapp. Gerade Baumwolle braucht enorm viel davon: Pro Kilogramm Bekleidung sind rund 10.000 Liter Wasser erforderlich. Textilunternehmen und Modelabels suchen auch nach Alternativen, da Baumwolle in den kommenden Jahren wohl knapper und damit teurer wird.

Ein aktuelles Beispiel ist die Milchseide. Sie wird aus Proteinpulver gewonnen. Mikrobiologin Anke Domaske entwickelte ein Biopolymer bestehend aus dem Milcheiweiß Kasein. Das Kasein wird aus Rohmilch hergestellt, die nicht mehr verkehrsfähig ist und nach gesetzlichen Regelungen nicht als Lebensmittel verwendet werden darf. Zwei Millionen Tonnen Milch werden in Deutschland jährlich entsorgt. Die entsorgte Milch ist zwar nicht mehr für den Verzehr geeignet, ist aber noch ein kostbarer Rohstoff.

Schwieriger Markt

Laut dem Textilindustrie-Experten Andreas Engelhardt werden aber lediglich zellulosische Chemiefasern bis 2030 in der Lage sein, den Textilmarkt zu erobern. "Ihr Segment deckt bereits knapp zehn Prozent des Weltmarktes ab", sagt der Verfasser des Schwarzbuch Baumwolle. Neue, umweltfreundliche Fasern wie Milchfasern werden es seiner Einschätzung nach "extrem schwer haben, ihre Nische zu verlassen". Grund sei vor allem der Preisdruck, der durch Überkapazitäten bei Rohstoffen und in der Spinnerei von Polyester auf konkurrierende Fasersegmente ausstrahlt. "Die vor Jahren hochgelobte Biobaumwolle hat ja bekanntlich auch nicht auf dem Markt zulegen können", resümiert er im Gespräch mit dem STANDARD .

Ein erfolgreiches Beispiel für eine Faser aus Zellulose, die aus dem Rohstoff Holz extrahiert wird, stammt aus Österreich. Die Lenzing AG vertreibt einen Stoff unter dem Markennamen Tencel, er wird aus Buchen und Eukalyptus gewonnen. Die Holzfaser fühlt sich angenehm seidig auf der Haut an, absorbiert Feuchtigkeit schnell und ist daher bei Sportlern beliebt. Gerade Eukalyptus legt schnell an Masse zu, der Ertrag pro Fläche und der Wasserverbrauch sind besser als bei Baumwolle.

Eine weitere Alternative ist Polyester, das Naturfasern immer besser imitiert. Statt Fasern aus neuem Erdöl zu gewinnen, kann hier recycelt werden – so wird aus einer alten Plastikflasche eine neue Sporthose. (Julia Schilly, 23.6.2016)