Im Kulturbereich ist Erfolg offenbar brandgefährlich. Jüngstes Beispiel: Agnes Husslein, die seit ihrem Amtsantritt 2007 aus dem einst selig verschlafenen Belvedere eine aufregende Museums-Erfolgsgeschichte gemacht hat, innere und äußere Reibereien inklusive. Husslein ist eine streitbare Macherin, Glacéhandschuhe gehören sicher nicht zu ihrer Grundausstattung. Sie schont weder sich noch ihre Mitarbeiter und kuscht auch nicht ängstlich bei politischen Macht- und Amtsinhabern. Sie hat Mut und Meinung – und hält mit beidem nicht hinterm Berg.

Steigende Besucherzahlen und Einnahmen, geglückte Erweiterung um 21er-Haus und Winterpalais, interessante künstlerische Positionierung der Häuser wären lauter gute Gründe für Hussleins Vertragsverlängerung, sollte man meinen. Doch die wurde schon vor dem Kulturministerwechsel auf die erstaunlich lange Bank geschoben. Angeblich ritterten zwei Konkurrenten aus dem In- und Ausland mit besten Kontakten zum Ex-Minister um den Spitzenjob.

Nach Darstellung Hussleins ist nun eine Anzeige aus dem Museum bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft eingegangen, einige Mitarbeiter, angeblich auch Husslein selbst, hätten Compliance-Regeln verletzt (es gilt für alle die Unschuldsvermutung). Das riecht verdächtig nach Mobbing, Intrige und Machtkampf. Reden die nicht miteinander? Wäre es nicht Aufgabe der Prokuristin gewesen, die Betroffenen auf allfällige Vorwürfe hinzuweisen und Aufklärung einzufordern? Aber angeblich gibt es ja just für die Position der kaufmännischen Direktion eine geeignetere Bewerbung, das erhöht Nervosität und Jobangst.

Wenn sich die Vorwürfe als falsch erweisen: Unbefleckt kommt niemand aus dieser Affäre, die reine Weste ist angepatzt, die Erfolgsbilanz besudelt. Das ist bedauerlich: für das Museum. Und für die amtierende Direktorin. (Andrea Schurian, 16.6.2016)