Jede Krise ist auch eine Chance. Dieser Hinweis fehlt natürlich nicht, wenn jemand – sei es Privatperson oder Weltkonzern – gerade eine schwierige Phase durchmacht. Insofern ist es verständlich, dass VW-Chef Matthias Müller den Blick nach vorne lenkt und jetzt lieber mit dem Umbau des VW-Konzerns Schlagzeilen machen will als mit der leidigen Dieselgate-Affäre.

Sehr viel mehr Elektroautos, möglicherweise eine eigene Batteriefabrik, Milliarden für Mobilitätsdienste – Müllers "Together 2025"-Strategie unterscheidet sich deutlich von den Plänen seines Vorgängers, des unehrenhaft ausgeschiedenen Martin Winterkorn, der weltweit die meisten Autos verkaufen und Toyota überholen wollte.

Klasse statt Masse – die Vision Müllers hat etwas für sich, zumal er die Trends klar benennt: den stetigen Abschied vom Verbrennungsmotor, neue Arten der Fortbewegung, sei es durch autonomes Fahren oder Carsharing.

Zunächst sind es jedoch mal schöne Worte und Bilder. Denn all die Investitionen in die schöne neue Autowelt müssen bezahlt werden, VW wird nicht umhinkommen, mit dem Verkauf seiner "alten" und traditionellen Autos mehr Geld zu verdienen. Diesen Spagat muss Müller schaffen. Andere Autokonzerne haben auch ein paar Ideen in der Schublade, müssen aber nicht die finanziellen Folgen eines Dieselskandals aufarbeiten. Will heißen: Die Visionen hat Müller geliefert, jetzt braucht es Taten. (Birgit Baumann, 16.6.2016)