Uralter Butterbrocken

Der Fund gut erhaltener, uralter Relikte ist immer aufregend. Ob der irische Torfstecher Jack Conway aber positiv überrascht war, als er vergangene Woche ein riesiges Stück Butter im Emlagh-Moor in der irischen Grafschaft Meath entdeckte, wissen wir nicht. Bemerkenswert ist der Fund aber in jedem Fall: Forscher des Cavan County Museums untersuchten den gut 20 Kilogramm schweren Klumpen und schätzten sein Alter auf 2000 Jahre. Allerdings sind Funde sogenannter "Moorbutter" gar nicht so selten: Bisher sind fast 500 derartige Entdeckungen dokumentiert, hauptsächlich in Irland und Schottland. Die Vermutung liegt nahe, dass in früheren Zeiten überschüssige Butter im Sommer in Torfmooren vergraben wurde, um sie auf diese Weise haltbar zu machen. Mit nachhaltigem Erfolg, wie die mit für den Fund zuständige Kuratorin des Cavan County Museums verdeutlichte: "Es riecht immer noch nach Butter! Meine Hände riechen nach Butter, sogar der Raum riecht nach Butter."

Foto: Cavan County Museum

Frankenstein-Schildkröten

Alljährlich werden in der Chesapeake Bay an der US-Ostküste hunderte tote Meeresschildkröten angeschwemmt. Wenn man genauer wüsste, wo all die Tiere zu Tode gekommen sind, hätte man ganz gute Chancen, ihre Todesursache zu rekonstruieren – und das Ganze künftig zu verhindern. David Kaplan vom Virginia Institute of Marine Science und seine Studentin Bianca Santos hatten einen ebenso einfachen wie originellen ... und etwas morbiden Einfall, wie das zu schaffen ist: Sie haben zwei Schildkrötenkadaver mit Styropor aufgefüllt und wieder zusammenflickt und setzen sie nun mitsamt GPS-Sender an allen möglichen Stellen im Meer aus, um zu sehen, wohin sie treiben. Die Wege der "Frankenturtles" (es war das Institut selbst, das diesen Ausdruck geprägt hat) sind hier mitzuverfolgen.

Foto: D. Malmquist/VIMS.

Aber jetzt zerbeiß ich's!

Zwei Tiere, eines davon hochgiftig – und es ist nicht die Schlange. Die Gewöhnliche Strumpfbandnatter gehört zu nur einer Handvoll Spezies, die das Erbeuten eines Rauhäutigen Gelbbauchmolchs überleben; für einen Menschen wäre das die Henkersmahlzeit. Und in einigen Gebieten an der US-Westküste tragen die Molche derartige Konzentrationen des Nervengifts Tetrodotoxin in sich, dass die Strumpfbandnatter überhaupt das einzige Lebewesen ist, das sie noch fressen kann. Laut dem Biologen Joel McGlothlin befinden sich die beiden Spezies in diesen Regionen seit langem in einem Wettrüsten aus Giftigkeit und Immunität. Die Nattern hätten laut seinen Studienergebnissen erst Giftresistenz in den Nerven und später in den Muskeln entwickelt: Ein Beispiel für komplexe evolutionäre Anpassungen, die Veränderungen an mehr als nur einem Gen betreffen.

Foto: Richard Greene

Steinzeit-Massaker

Im elsässischen Achenheim (gelegen zwischen Breuschwickersheim, Oberschaeffolsheim, Ittenheim und Holtzheim im Kanton Lingolsheim) stießen Archäologen des französischen Forschungsinstituts INRAP auf die Überreste eines jungsteinzeitlichen Massakers. Innerhalb einer kreisförmigen Vertiefung waren hier die verstümmelten Leichen von sechs Männern übereinandergeworfen worden, daneben lagen vier abgeschlagene linke Arme. Die Skelette sind etwa 6.000 Jahre alt. Über die Bedeutung der Kreise – in der Umgebung gab es hunderte weitere, allerdings ohne menschliche Überreste – gehen die Meinungen auseinander. Der Archäologe Philippe Lefranc hält es für die wahrscheinlichste Erklärung, dass hier Kriegsgefangene rituell hingerichtet wurden und die abgeschlagenen Arme Trophäen waren.

Foto: APA/AFP/PHILIPPE LEFRANC

Ein Bild von einer Szene

Weil die meisten Leser gerne mehr sehen möchten als versteinerte Knochenfragmente, fügen Paläontologen ihren Aussendungen nach Möglichkeit Illustrationen bei. Und es müssen ja nicht immer Auftragswerke von Paleoart-Stars wie Mauricio Anton oder Luis Rey sein. Hier hat eine der Hauptautorinnen einer britischen Studie, Valentina Rossi von der Universität Cork, kurzerhand selbst zum Stift gegriffen. Mit ... charmantem Ergebnis. Das Forscherteam hatte sich dem Meeresleben vor 210 Millionen Jahren gewidmet, als das heutige Großbritannien noch ein Archipel kleinerer Inseln in subtropischen Breiten war. Über 26.000 Fossilien von Haien, Knochenfischen und Meeresreptilien wurden für die Studie, die in "Current Biology" veröffentlicht wurde, untersucht. Rossis Bild zeigt übrigens einen Ichthyosaurus (Mitte oben), der den gepanzerten Fisch Dapedium (unten links) beäugt. Drumherum einige Plesiosaurier, Ammoniten und lächelnde Fische von nicht näher spezifizierter Zugehörigkeit.

Illustration: Valentina Rossi

Antike Werften

Nach der Schlacht von Salamis (480 v. u. Z.) und der Gründung des Attischen Seebunds stieg der antike Stadtstaat Athen zur hegemonialen Seemacht auf. Das Herzstück seiner Vormachtstellung war der Hafen von Piräus, noch heute der größte Seehafen Griechenlands und einer der größten im Mittelmeerraum. In den vergangenen Jahren haben Archäologen Stück für Stück die enormen Ausmaße der antiken Hafenanlage freigelegt. Wie die Forscher um Bjørn Lovén vom Zea Harbor Project berichten, entdeckten sie neben Werfthallen in der Größe ganzer Fußballfelder auch die massiven Befestigungen des antiken Hafens. An der Südseite sei etwa das Hafenbecken Mounichia durch eine zehn Meter dicke und 146 Meter lange Kaimauer geschützt gewesen, die damals bis zu 15 Meter hoch gewesen sein dürfte. Die Anlage zählte wohl zu den größten Gebäudekomplexen der Antike.

Foto: Vassilis Tsiairis

Fiese Falle

Eigentlich haben bei den australischen Bananen-Winkerkrabben (Uca mjoebergi) die Weibchen das Sagen. Während die Männchen durch das namensgebende "Winken" mit ihrer großen Schere Partnerinnen zu beeindrucken versuchen, wird die Partnerwahl allein von den weiblichen Krebsen getroffen. Nach einer Vorauswahl inspizieren diese zunächst die eigens von den Werbern gebauten Bruthöhlen. Wenn alles passt, kommt es dort zur Fortpflanzung. Wenn nicht, wird die nächste Höhle begutachtet. Wie Forscher nun in "Plos One" berichten, gibt es aber offenbar eine männliche Gegenstrategie: Einige Männchen gehen nicht, wie sonst üblich, zuerst selbst in die Höhle, sondern lassen dem Weibchen den Vortritt. Geht dieses in die Falle, hindern sie es so lange am Verlassen der Behausung, bis es der Nötigung nachgibt und sich mit ihnen paart. Bei der Mehrheit der Weibchen scheint dies allerdings nicht zu funktionieren: Sie betreten eine Höhle gar nicht erst, wenn nicht das Männchen vorgeht.

Foto: Pat Backwell

Glücklichsein, mathematisch betrachtet

So also sieht das Glücksempfinden in abstrahierter Form aus; eine ausführliche Erklärung zu den Faktoren der Gleichung finden Sie hier. Schon 2014 hatten Forscher des University College London ihre Glücksgleichung vorgestellt, die sie nun noch einmal überarbeitet haben. Kurz zusammengefasst die Hauptaussagen: Es mindert unser Glücksgefühl, wenn wir Ungleichheiten feststellen, allerdings auf zwei verschiedene Weisen. Von Neid Getriebene haben nicht gerne weniger als andere, während diejenigen, die stärker durch Schuld motiviert sind, sich unwohl fühlen, wenn sie mehr haben als ihre Mitmenschen. Diese Motive seien laut den Forschern ebenso individuell wie für das jeweilige Individuum konstant. Wie großzügig wir uns unseren Mitmenschen gegenüber verhalten, hänge also direkt mit unserem subjektiven Glücksempfinden zusammen.

Foto: Robb Rutledge, UCL

Früher war alles größer

Links der Schädel eines heutigen Bibers, rechts der der eiszeitlichen Ausgabe. Wie viele andere Säugetiergruppen brachte auch die Biberfamilie im Pleistozän Riesenformen hervor. Der Riesenbiber Castoroides ohioensis lebte vor 2 Millionen bis 10.000 Jahren in Nordamerika und war mit einer Länge von zweieinhalb Metern und einem Gewicht von 100 bis womöglich sogar 200 Kilo größer als ein Mensch. Forscher des Rensselaer Polytechnic Institute haben es nun geschafft, aus einem Castoroides-Fossil Proteinfragmente zu extrahieren, obwohl es seit über 170 Jahren in einem Museum lag und sich seinerzeit noch niemand Gedanken darum machen konnte, schonende Konservierungsmethoden anzuwenden. Analysen der Proteine helfen unter anderem dabei, evolutionäre Verwandtschaftsbeziehungen zu klären.

Foto: New York State Museum

Genschere schneidet Schmetterlingsflügel

So wie links sollte der Flügel eines Nordamerikanischen Pfauenauges aussehen – so wie rechts sieht das Ergebnis aus, wenn an nur einem oder zweien seiner Gene herumgespielt wird. Forscher der Cornell University setzten die "Genschere" CRISPR ein, um die Augenmuster von Distelfaltern und Nordamerikanischen Pfauenaugen zu manipulieren. Bei der Ausschaltung eines bestimmten Gens verschwand das Augenmuster, bei der Ausschaltung eines anderen erhöhte sich die Zahl und Größe der Augen. Allerdings hat dieses Gen offenbar auch auf andere Körperregionen Einfluss: Die solcherart "beschnittenen" Schmetterlinge wiesen auch kürzere Beine und Fühler auf.

Foto: Cornell University

Und jeden Sonntag mäht Papa den Algenrasen

Mittlerweile haben wir schon oft Bilder sogenannter Analog-Astronauten gesehen, die im Weltraumanzug durchs Gebirge oder eine Wüste stapfen, um den Arbeitsalltag einer künftigen Marsmission zu simulieren. Hier nun eine etwas andere Variante: Im Gebiet der Frioul-Inseln im Mittelmeer trug ein Unterwasser-Astronaut einen Gandolfi-Weltraumanzug für die Mission "Moonwalk". Seine Aufgabe war es, durch Gestik mit der robotischen Plattform YEMO zu interagieren: einem Mikro-Rover, der sowohl an Land als auch unter Wasser in schwierigem Gelände verwendbar ist und bei Missionen auf Mond oder Mars eingesetzt werden könnte. (jdo, dare, 19. 6. 2016)

Fotos: APA/AFP/BORIS HORVAT