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Fußballer des Nationalteams wie David Alaba und Marko Arnautovic werden auf der Facebook-Seite des FPÖ-Chefs beschimpft.

Foto: Reuters/Dalder

Auf der Facebook-Seite von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache haben zahlreiche Nutzer ihrem Frust über die Niederlage des Nationalteams bei der Fußball-EM mit Hasspostings Ausdruck verliehen. Die zahlreichen rassistischen und fremdenfeindlichen Kommentare finden sich unter Beiträgen von Strache, der selbst angab, dem Nationalteam die "Daumen zu drücken". Nach der Niederlage postete er ein "Kopf hoch" und gab Schiedsrichterentscheidungen die Mitschuld am Sieg der Ungarn.

Spieler mit Migrationshintergrund schuld?

Viele Nutzer sahen das anders. Ein Topposting ist eine "Botschaft aus Ungarn", in der behauptet wird, der hohe Anteil von Spielern mit Migrationshintergrund sei für die Niederlage verantwortlich. Das unterstützten bereits mehr als 128 Fans der Seite mit einer "Gefällt mir"-Angabe. Das Topposting unter dem anderen Strache-Beitrag schickt hingegen "patriotische Grüße" aus Deutschland und beschwert sich, dass Deutschland ja nur mehr "Die Mannschaft" habe. Unter dieser Marke firmiert nun das deutsche Nationalteam; in rechten Kreisen wird das Weglassen des Adjektivs "deutsch" als Angriff auf die Nation gesehen.

"Kohlensäcke"

Wer auch unterhalb der Toppostings mitliest, bekommt eine Reihe noch eindeutigerer Postings zu sehen. Dort ist die Rede von einer "Super Nationalmannschaft mit zwei Kohlensäcken", womit die schwarzen Österreicher David Alaba und Rubin Okotie gemeint sind. Ein anderer User "könnte speiben", wenn er sehe, "was als Österreich verkauft wird". Andere User sehen wiederum einen Zusammenhang zwischen Flüchtlingskrise und Performance der Mannschaft, habe diese doch in der EM-Qualifikation – also vor der massenhaften Fluchtbewegung gen Europa – "um einiges besser gespielt".

Bereits beim Freundschaftsspiel gegen die Niederlande am 4. Juni gab es unter einem entsprechenden Strache-Beitrag zahlreiche rassistische Postings. Einige davon sind noch immer aufrufbar, unter anderem ein Witz, in dem es um die deutsche Aufstellung mit "Asylanten, Schwarzen, Asiaten und Schwulen" geht.

Rücktritte

FPÖ-Politiker sahen sich bereits selbst wegen Zitaten zu Fußballern mit dem Vorwurf des Rassismus konfrontiert: In der Wochenzeitung "Zur Zeit", die vom ehemaligen EU-Abgeordneten Andreas Mölzer herausgegeben wird, hatte sich ein Autor unter Pseudonym darüber beschwert, dass sich der "pechrabenschwarze" David Alaba als "echter Wiener" bezeichne. "Echte Wiener" seien hingegen "nur im Altersheim" zu sehen, man wisse nicht mehr, wofür "autochthone Österreicher noch gut sind". Mölzer musste nach einer Wortspende, in der er die EU als "Negerkonglomerat" bezeichnet hatte, von seiner Kandidatur zur EU-Wahl 2014 zurücktreten. Die FPÖ-Spitze um Strache und Generalsekretär Herbert Kickl hatte sich von dessen Äußerungen distanziert.

Strache hatte in den vergangenen Wochen wiederholt seine Facebook-Fans zur Mäßigung aufrufen müssen. Erst am Dienstag sorgten Meldungen, dass Strache-Fans Bundeskanzler Christian Kern bedroht hatten, für Aufregung. Die FPÖ bezeichnete derartige Kommentare als "untragbar" und kündigte deren Löschung an. Die Freiheitlichen hatten in der Vergangenheit wiederholt auf die große Menge an Kommentaren verwiesen, die täglich überprüft werden müssten. (fsc, 15.6.2016)