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Immer mehr zeigt sich, dass auch Klein- und Mittelbetriebe in das Thema Industrie 4.0 oder auch Internet der Dinge einsteigen sollten, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Foto: Festo / Draper / Contentmanufaktur

Wien – Immer mehr zeigt sich, dass auch Klein- und Mittelbetriebe in das Thema Industrie 4.0 oder auch Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) einsteigen sollten, um den Anschluss nicht zu verlieren. "Das wird der entscheidende Wettbewerbsvorteil der Zukunft", sagt Fritz Hödl, Senior Vice President MRT (Manufacturing, Retail & Transport Solutions) bei Atos. Der Informationstechnologiedienstleister mit französischer Mutter hat sich darauf verlegt, dieses sperrige Thema verstärkt über Beispiele zu vermitteln.

Denn bisher haben eher Großunternehmen damit begonnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Ein Fehler, wie Hödl meint. Besonders für die klein- und mittelständische Industrie Österreichs könne die schnelle, bewegliche Umsetzung von solchen Projekten enorm viel bringen.

Der Atos-Manager erzählt von den Ventilwerken Hoerbiger in Wien. Diese haben ein "Manufactoring Analytic System" (MAS) eingeführt, bei dem Maschinen, die fräsen, bohren und drehen, mit Sensoren ausgestattet werden. So wird laufend gemessen: Ist das Werkstück schon fertig? Läuft die Maschine optimal? Braucht es neue Rohlinge? Vieles, was bisher im Erfahrungsschatz des Werkmeisters lag, wird nun gemessen.

Die vielen Daten, die die Sensorbegleitung ergeben, fließen in ein Informationssystem ein, sodass die Maschine optimal ausgenutzt wird und Steh- oder Umrüstzeiten so weit wie möglich vermieden werden. Am Ende einer solchen Aufrüstung der Maschinen steht dann, dass "sich die Maschinen selbst optimal steuern können", wie Hödl erklärt.

Sind also die Technologien, die hinter Industrie 4.0 stehen, Arbeitsplatzvernichter? – Nein, ist sich Hödl sicher. 40.000 IT-Spezialisten – Techniker, Programmierer, Mathematiker – werde es in den nächsten Jahren brauchen, damit 4.0 Einzug in die Fabrikshallen Einzug halten kann.

Teilweise seien die Berufsbilder da noch unscharf, da die Lösungen der Zukunft derzeit vielfach noch nicht klar sind. "Mathematiker werden da besonders gefragt sein", prognostiziert Hödl.

Datenflut gehört strukturiert

Denn die vielen Daten, die entstehen, wenn im Rahmen vom "Internet der Dinge" die Maschinen miteinander vernetzt werden oder alles Mögliche gemessen und festgehalten wird, müssen natürlich in aussagekräftige Kennzahlen umgewandelt werden. Die Formeln dafür stehen am Anfang des Digitalisierungsprozesses noch nicht fest. Die Daten müssen zuerst einmal gesammelt, sie müssen strukturiert und gegliedert werden.

Erst wenn solche Datencluster feststehen, können die Formeln entwickelt werden, die die Daten im Interesse des Nutzers aufbereiten. Diese Formeln liefern erst die Daten und Datensätze, die den Input für künftige Entscheidungen geben. Oder hinter denen die vielbeschworenen neuen Businessbereiche der Industrie 4.0 stehen.

Ein weites Feld tut sich da in der Landwirtschaft und bei landwirtschaftlichen Maschinen auf. Die Traktoren der Zukunft messen alles Mögliche: Bodenbeschaffenheit, Saatgut, Mahlwerk und, und, und. Die Informationen, die dem Bauern oder einer Servicestelle aus diesen kontinuierlichen Messungen zugehen, fließen als Entscheidungshilfe dafür ein, wann was wo gemacht werden muss.

Ein weiteres Beispiel der Atos-Gruppe für das "Internet der Dinge" kommt aus dem Haushaltsgerätebereich von Bosch und Siemens (BSH). Im Rahmen eines futuristisch anmutenden Home-Connected-Programms können immer mehr Haushaltsgeräte via App gesteuert werden. Hausgeräte werden mit einem WLAN-Chip ausgestattet, sodass sie aus der Ferne gesteuert und kontrolliert werden können.

Wichtige Funktionen der Hausgeräte – vom Griller bis zur Waschmaschine ist da alles vorstellbar – sind so auch von unterwegs bedienbar. Und natürlich weiß mit Home Connect die Servicestelle, wann ein Teil kaputt geht oder wann der nächste Service ansteht. (Johanna Ruzicka, 17.6.2016)