Ob freiwillig oder nicht: Der Anteil der Teilzeit arbeitenden Frauen ist in den vergangenen Jahrzehnten rapide gestiegen. Vor allem Mütter arbeiten Teilzeit.

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Wien – Fast jede zweite erwerbstätige Frau in Österreich arbeitet mittlerweile Teilzeit. Die Frauen-Teilzeitquote ist von 26 Prozent im Jahr 1994 auf 48,2 Prozent im ersten Quartal 2016 angestiegen, geht aus Daten der Statistik Austria hervor. Bei Männern stieg die Quote zwar ebenfalls, jedoch deutlich weniger dramatisch: Von 4,2 auf 11,6 Prozent.

Hierzulande ist die Teilzeitquote bei Frauen damit deutlich höher als im EU-Schnitt. Das hat einerseits damit zu tun, dass in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr auf den Arbeitsmarkt gekommen sind. Viele Menschen nehmen zudem freiwillig eine Teilzeitstelle an, weil es zu ihren Lebensumständen passt.

Trotzdem ist bemerkenswert, dass sich die insgesamt gestiegene Frauenerwerbsquote praktisch nur in Teilzeitjobs niedergeschlagen hat. Als Gründe nennen viele Experten vor allem den Mangel an Kinderbetreuung und das in Österreich weiter vorherrschende traditionelle Familienbild. Bei Teilzeitarbeit wird weniger in die Pensionsversicherung eingezahlt, Frauen sind daher stärker von Altersarmut bedroht als Männer.

Konstante Rollen

Noch immer kümmern sich hauptsächlich Frauen um Haushalt, Kinder und Pflege von älteren Menschen. Das hindert auch am beruflichen Aufstieg. Es werden tendenziell flexiblere Jobs gesucht, die sich mit den vielen anderen Aufgaben unter einen Hut bringen lassen. Claudia Goldin, eine der renommiertesten Forscherinnen auf dem Gebiet, sieht das als einen der wichtigsten Gründe für die Lohnschere zwischen Männer und Frauen, die nur langsam zugeht. In Österreich verdient eine Frau im Schnitt pro Stunde 23 Prozent weniger als ein Mann.

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Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten liegt bei Frauen im Alter von 20 Jahren noch bei 80 Prozent, sinkt aber bis in die Altersgruppen um Mitte 30 kontinuierlich ab, um danach nur schwach zu steigen. Bei den Männern bleibt die Quote jenseits der 90 Prozent weitgehend konstant. Während von ihnen laut einer früheren Erhebung der Statistik Austria nur vier Prozent die Betreuung von Kindern und pflegebedürftiger Erwachsener als Grund für die Teilzeit angeben, sind es bei Frauen 38 Prozent.

Als Teilzeit gilt eine kürzere Arbeitszeit als im Gesetz (40 Stunden pro Woche) oder im Kollektivvertrag (zum Beispiel 38,5 Stunden pro Woche) vorgesehen. Viele Unternehmen – vor allem im Handel – bieten immer mehr Teilzeit- als Vollzeitstellen an.

Mehr Gesundheitsjobs

Im ersten Quartal 2016 waren in Österreich 4,14 Millionen Personen erwerbstätig, 68.700 mehr als im Vorjahresquartal, teilte die Statistik Austria am Mittwoch mit. Die größten Beschäftigungszuwächse gegenüber dem ersten Quartal 2015 gab es in den Bereichen "Erziehung und Unterricht" (plus 20.300, meist Vollzeit), "Gesundheits- und Sozialwesen" (plus 18.100, Vollzeit und Teilzeit) und "Herstellung von Waren" (plus 15.500, meist Vollzeit).

Arbeitslos nach internationaler Definition waren im ersten Quartal in Österreich 275.400 Personen, ein Plus von 9,7 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2015. Die Arbeitslosenquote legte um 0,5 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent zu. Die Arbeitslosigkeit bei österreichischen Staatsbürgern lag bei 5,2 Prozent, bei ausländischen Staatsangehörigen bei 12,4 Prozent.

Umfragedaten

Als arbeitslos gelten laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) Personen, die aktiv einen Arbeitsplatz suchen und innerhalb von zwei Wochen für eine Arbeitsaufnahme verfügbar sind. Zur Berechnung der Arbeitslosenquote verwendet die EU-Statistikbehörde Eurostat Umfragedaten aus der Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria.

Hingegen wird bei der nationalen Berechnung der Arbeitslosenquote der Bestand arbeitsloser Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) ohne Schulungsteilnehmer ins Verhältnis zum Arbeitskräftepotenzial gesetzt. Sie liegt meist vier Prozentpunkte höher als die internationale Berechnung.

Die Zahl der offenen Stellen legte laut Statistik Austria im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um 9,7 Prozent auf 73.200 zu. (APA, red, 15.6.2016)