Foto: derStandard.at/Pichler

Das Start-up OnePlus hat in seinem dreijährigen Bestehen schon einiges erlebt. Das erste Smartphone wurde zum Überraschungserfolg, getragen vom Hype aus den sozialen Medien. Für den Nachfolger trug man in Sachen Marketing dick auf und versprach 2015 den "Flaggschiff-Killer für 2016" – doch dieser Ansage wurde die zweite Generation nicht gerecht. Nachdem man im vergangenen Winter mit dem OnePlus X auch ins Mittelklasse-Segment vordrang (ein Nachfolger ist nicht geplant), wurde nun offiziell das OnePlus 3 vorgestellt.

Am Papier erfüllt das neue Android-Handy alle Kriterien, die man bei einem Spitzengerät voraussetzt. Es kommt mit dem aktuell flottesten Prozessor, mehr als üppiger Arbeitsspeicher-Bestückung, 64 GB Platz für Inhalte, DualSIM und einer Highend-Kamera. Dazu verspricht man einen flott aufladenden Akku und merzt Scharten, wie das beim OnePlus 2 überraschend fehlende NFC aus. Einige Medien hatten bereits vor dem Release die Möglichkeit, das Handy auf Herz und Nieren abzuklopfen – und ihr Fazit fällt sehr positiv aus.

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Umfassende Ausstattung

"Beinahe Overkill", nennt etwa der Guardian die Ausstattung des OnePlus 3. Das bezieht sich unter anderem auf die sechs GB RAM, die das Handy mitbringt. Selbst aktuelle Topmodelle bekannterer Hersteller wie Samsung bieten üblicherweise nur vier. Ob so viel Arbeitsspeicher einen praktischen Mehrwert bringt, ist aus heutiger Sicht anzuzweifeln. Man könnte es allerdings als Beitrag zur Zukunftssicherheit des Smartphones verstehen.

An der Verarbeitung haben die Tester eben so wenig auszusetzen, wie am 5,5-Zoll-AMOLED-Display mit Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel). Die Farben sind kräftig, Kontraste und Helligkeit überzeugen. Einzig hinsichtlich der Verwendung in Sachen Virtual Reality muss man ob der Pixeldichte Abstriche machen – hier eigenen sich Geräte mit "2K"-Display (2.560 x 1.440 Pixel) besser.

Schnelladefunktion nur mit Originalzubehör

Sanftes Lob erhält auch der Akku, obwohl die Kapazität von 3.000 mAh eigentlich ein Downgrade im Vergleich zum Vorgänger (3.300 mAh) darstellt. Bei Engadget konnte das OnePlus 3 das OnePlus 2 bei einem Test mit Dauerwiedergabe von Videos in Sachen Laufzeit mit gut einer Stunde längerem Durchhaltevermögen (zehn Stunden) ausstechen, liegt damit aber noch klar hinter anderen Highend-Smartphones. Über den "typischen Arbeitstag", angelegt mit zwölf Stunden unterschiedlicher Nutzung, kommt man im Schnitt mit 25 Prozent Restladung.

Hier soll "Dash Charge" aushelfen, eine Schnellladetechnologie, die man von OnePlus-Stakeholder Oppo auch als "VOOC" kennt. Weil die elektronischen Komponenten für das flotte Auftanken mit vier Ampere bei fünf Volt Spannung in das Ladegerät ausgelagert sind, funktioniert diese allerdings auch nur mit dem eigenen Ladegerät und auch nicht mit jedem beliebigen USB-C-Kabel. Nutzt man die Originalkomponenten lädt der Akku in 30 Minuten von null auf 60 Prozent. Für eine volle Ladung waren es laut Guardian 72 Minuten.

Foto: OnePlus

Flotte Kamera

In Sachen Kamera hat man von den Fehlern des Vorjahres gelernt. Zwar lieferte das Fotomodul des OnePlus 2 überdurchschnittliche Bilder, jedoch verärgerte es Nutzer mit so mancher Auslöseverzögerung. Ein Problem, mit dem man sich heuer nicht mehr herumschlagen muss, freut man sich bei The Verge. Die Kamera mit Phase Detection-Autofokus und optischer Bildstabilisierung schlage sich auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut, kommt aber nicht ganz an das Galaxy S7 heran.

Software noch etwas unfertig

Das Betriebssystem, eine auf Android 6 basierende Eigenentwicklung namens Oxygen OS, erhält das Navigationskonzept und das Aussehen von "Vanilla Android", reichert dieses aber um einige Zusatzfunktionen und stärker anpassbares Aussehen an.

An einigen Stellen wirkt die Software allerdings noch etwas unfertig. Der "Nachtmodus" muss etwa manuell ein- und ausgeschalten werden und hüllt derzeit nur einige Einstellungsmenü in ein dunkles Theme. Davon abgesehen funktioniert es flott und ohne wahrnehmbarem Ruckeln. Generell kommt das Smartphone auch nicht außer Atem, wenn man es gnadenlosem Multitasking aussetzt. Auch zu unangenehmer Wärmeentwicklung kommt es nicht.

Fazit

In Summe sehen die ersten Kritiken das OnePlus 3 als deutlichen Schritt nach vorne für OnePlus. Mehr noch: Angesichts des Preises – der sich im Vergleich zum Vorgänger nicht geändert hat – ist das Gesamtpaket absolut beachtlich, kosten doch andere Spitzengeräte teilweise das Doppelte. Engadget drückt mit seiner Überschrift das Gesamtfazit daher gut aus. Das OnePlus 3 sei das "Beste Telefon, das man für 399 Dollar [respektive Euro] kriegen kann." (gpi, 15.06.2016)