Wien – Heimische Firmen und Organisationen sehen sich großteils ganz gut auf Krisen vorbereitet und schätzen ihre eigene Kommunikationsarbeit ziemlich professionell ein. Auch den Journalisten attestieren die Sprecher ein recht professionelles Verhalten. Die Journalisten selber sind da deutlich kritischer, sowohl bei sich selber als auch bei den Firmen – vor allem den kleinen und mittleren (KMU).

Eine IFES-Umfrage im Auftrag des PR-Verbandes (PRVA) heuer im Frühjahr hat ergeben, dass 58 Prozent der Kommunikatoren ihrem eigenen Unternehmen bescheinigen, gut (43 Prozent) oder sehr gut (15 Prozent) auf eine Krise vorbereitet zu sein. Die Krisenkommunikation habe in der jüngsten Vergangenheit auch sehr gut (26 Prozent) oder gut (47 Prozent) funktioniert. Für die Professionalität in der Zusammenarbeit mit Journalisten geben sie dem eigenen Unternehmen eine 1,7 (Schulnoten). Journalisten geben den Firmen hingegen nur 2,9 (bei großen) bzw. 3,8 (bei kleineren Unternehmen). Während Kommunikatoren den Journalisten in der Professionalität eine 2,3 zugestehen, bewerten die Journalisten sich selber nur mit 3,0. An der Umfrage haben 241 Kommunikatoren und 62 Journalisten teilgenommen. 95 Prozent der befragten Kommunikatoren waren schon in Krisenkommunikation eingebunden.

Fehlen verlässlicher Ansprechpartner kritisiert

Während die Sprecherseite relativ zufrieden ist, bemängeln Journalisten vor allem das Fehlen verlässlicher Ansprechpartner in Unternehmen oder Institutionen – und noch mehr, dass manche Medien bevorzugt behandelt würden. Reaktionen sollten schnell kommen, die Ehrlichkeit müsse von Anfang an im Vordergrund stehen, statt dass die Wahrheit in Raten an die Öffentlichkeit kommt. Wichtig wäre, dass soziale Medien genutzt werden – und die Sprecher die redaktionellen Abläufe in den Medien kennen. Insgesamt würden sich Journalisten "Offenheit statt Kopf in den Sand" wünschen, resümiert PRVA-Präsidentin Susanne Senft. Lob gab es laut PRVA für die Krisenkommunikation der ÖBB im Umgang mit dem Flüchtlingsstrom sowie für AUA, voestalpine, Mars und Bank Austria.

Senft wirbt in einer Aussendung bei Journalisten für Verständnis, dass Firmen in der Krise alle Informationen doppelt und dreifach prüfen müssen. "Das kostet Zeit, ist aber unverzichtbar", so Senft. Zugleicht kritisierte sie, "das Interesse der Journalisten, an der Umfrage teilzunehmen und damit zu einer Verbesserung der Situation beizutragen, war zu unserem großen Bedauern doch sehr begrenzt". (APA, 14.6.2016)