Rufen, Drücken, Schocken – da kann man nichts verbocken", singen die Wildecker Herzbuben.

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Wien – 12.000 Menschen erleiden in Österreich jährlich einen plötzlichen Herztod, in Wien sind es rund 3.500 Personen. Davon können nur etwa elf Prozent gerettet werden, bei richtiger Ersthilfe könnten es 70 Prozent sein, erklärt Harry Kopietz, Erster Landtagspräsident und Präsident von Puls, dem Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes.

Der plötzliche Herztod ist die häufigste Todesursache in industrialisierten, westlichen Ländern. Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde, das schnelle Eingreifen eines Ersthelfers mittels Herzdruckmassage und der Einsatz eines Defibrillators, auch kurz Defi geannt, können die Überlebenschancen der Betroffenen von elf auf 70 Prozent erhöhen. Der Verein Puls und die Gewista möchten deshalb mit einer Informationskampagne für Aufklärung sorgen.

Angst und Unwissenheit regieren

In drei von zehn Fällen schafft es die Rettung, dass die Betroffenen lebend das Krankenhaus erreichen, einer von drei Patienten verlässt das Krankenhaus lebend, erklärt Mario Krammel, geschäftsführender Puls-Präsident und Intensivmediziner an der MedUni Wien. "Bereits nach drei Minuten ohne Sauerstoff sind irreversible Schädigungen des Gehirns möglich", sagt Krammel.

In 42 Prozent der Fälle greifen Zeugen ein und führen eine Herzdruckmassage durch, erklärte der Mediziner. Bei einer Befragung sagten 80 Prozent, dass sie aus Angst und Ungewissheit nicht eingreifen würden. Das richtige Vorgehen für den Ersthelfer ist: Notruf betätigen, Herzdruckmassage durchführen und dann – falls ein Defi vorhanden ist – diesen verwenden.

Das Ziel: Ein flächendeckendes Defi-Netz

Die Gewista integrierte in zehn ihrer digitalen Vitrinen im ersten Bezirk Defibrillatoren. Diese sind leicht zu bedienen: Sobald der Ersthelfer den Defi aus der Vitrine entnommen hat, startet eine automatische Telefonverbindung mit der Rettung. "Der Defibrillator erkennt automatisch, ob die Person das braucht oder nicht", erklärt Karl Javurek, Geschäftsführer der Gewista.

Ziel ist, ein flächendeckendes Defibrillatoren-Netzwerk im öffentlichen Raum zu errichten. "Wir denken in der ersten Phase an 50 bis 100 Standpunkte im öffentlichen Raum", sagt Javurek. Dies soll im Laufe des heurigen und nächsten Jahres umgesetzt werden. Gespräche über eine Installation sind ebenso mit den Städten Salzburg, Linz und Graz am Laufen.

Schwergewichtige Bewusstseinskampagne

Der Verein Puls und die Gewista starten eine multimediale Bewusstseinskampagne, als Testimonials fungieren dabei die Wildecker Herzbuben, die eigens für die Kampagne das Lied "Der Schock fürs Herzilein" komponierten. Die Gewista unterstützt die Kampagne mit Einsatz ihrer Außenmedien. Laut Kopietz ist die Ausstattung von Werbeträgern mit Defibrillatoren weltweit das erste Projekt.

Derzeit gibt es in Wien in allen Amtsgebäuden, Senioreneinrichtungen und Spitälern, vereinzelt in den U-Bahn Stationen und in den zehn Gewista-Vitrinen öffentlich zugängliche Defis. Die Polizei ist ebenso mit 230 der Schockgeräten ausgestattet. Defibrillatoren können durch einen kontrollierten Stromstoß das lebensgefährliche Kammerflimmern beenden. (APA, 14.6.2016)