Peking – China sollte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) Reformen verstärken, um sich gegen eine wachsende Anfälligkeit der Wirtschaft zu wappnen. Der mittelfristige Ausblick für das asiatische Land sei unsicherer geworden wegen der schnell steigenden Kreditvergabe, der strukturellen Überkapazitäten und des "undurchsichtigen" Finanzsektors, sagte IWF-Vize-Chef David Lipton am Dienstag.

Der Fonds geht davon aus, dass die chinesische Wirtschaft 2017 rund sechs Prozent zulegt. Die Staatsführung in Peking veranschlagt für die nächsten fünf Jahre mindestens 6,5 Prozent Wachstum jährlich. 2015 gab es mit 6,9 Prozent das niedrigste Plus seit einem Vierteljahrhundert.

Problematische Verschuldung

Die Regierung in Peking will die Wirtschaft modernisieren und die Abhängigkeit vom Export verringern. Dafür nimmt sie weniger Wachstum in Kauf. Das Land leidet unter Überkapazitäten vor allem in der Kohle- und Stahlindustrie, wo Millionen von Arbeitsplätzen wegfallen sollen. Lipton warnte, die Verschuldung chinesischer Unternehmen sei zwar noch zu kontrollieren. Sie sei aber hoch und wachse schnell. Hier müsse vor allem bei staatlichen Betrieben gehandelt werden, um ernsthafte Probleme zu verhindern.

Kritisch äußerte sich der Fonds auch zum Finanzsektor. Dessen Probleme mit faulen Krediten dürften nicht aus dem Ruder laufen. Deshalb müsse es eine sorgfältige Aufsicht über das gesamte Finanzsystem geben, nicht nur über die großen Banken, sagte Lipton. (Reuters, 14.6.2016)