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Flüchtlinge warten in Athen auf ihre Registrierung.

Foto: REUTERS/Alkis Konstantinidis

Genf/Athen – Die Vereinten Nationen haben ihre Vorhersage für die Zahl der über Griechenland nach Europa kommenden Flüchtlinge drastisch gekappt. Es würden 2016 nur noch 248.000 Menschen über diese Route erwartet, teilte das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR am Montag mit. Anfang des Jahres hatten die UN noch "bis zu eine Million" Flüchtlinge über die Route östliches Mittelmeer vorhergesagt.

In den 248.000 sind zudem 156.000 Menschen enthalten, die bereits angekommen sind. Somit würden im weiteren Jahresverlauf lediglich noch 92.000 neue Flüchtlinge ankommen. Grund für die gekappte Prognose ist dem UNHCR zufolge die geschlossene Balkan-Route und das EU-Abkommen mit der Türkei.

Gleichwohl würden Flüchtlinge weiterhin versuchen, nach Europa zu kommen. Durch die Schließung bestimmter Routen steige zudem das Risiko, dass die Menschen die Dienste von Schleppern in Anspruch nähmen und sich ernsten Risiken aussetzten.

Griechische Lager geräumt

Die griechische Polizei hat am Dienstag zwei weitere improvisierte Flüchtlingslager an der Grenze zu Mazedonien geräumt. Rund 1.900 Menschen sollten aus den beiden Lagern in offizielle Flüchtlingsunterkünfte in der Region gebracht werden, wie die Polizei mitteilte. Es handelte sich vor allem um Menschen aus Marokko, Algerien und Pakistan.

Bereits am Montag war ein Lager nahe Polykastro geräumt worden. Die drei Lager entstanden nach der Räumung von Idomeni, wo monatelang mehr als zehntausend Menschen unter schwierigsten Umständen ausgeharrt hatten, weil sie auf eine Wiederöffnung der Balkan-Route hofften. Nach der Räumung von Idomeni bildeten sich die drei neuen Lager um eine Tankstelle herum und bei einem Autobahnmotel etwa 20 Kilometer vor der Grenze zu Mazedonien entfernt.

Derzeit sitzen noch immer fast 50.000 Flüchtlinge in Griechenland fest, die eigentlich nach Deutschland, Österreich und in andere nördlichere Länder gelangen wollten.

Vorwürfe gegen Libyen

Amnesty International wirft der libyschen Küstenwache willkürliche Gewalt gegen Flüchtlinge und Migranten vor. Dies habe eine jüngste Befragung von 90 Flüchtlingen auf Sizilien und in Apulien durch ein Amnesty-Team ergeben. Flüchtlinge und Migranten, die auf dem Meer aufgegriffen wurden, seien geschlagen und beschossen worden.

Viele Aufgegriffene seien in libysche Haftzentren gebracht worden, wo ihnen Folter und Misshandlung drohten, teilte die Menschenrechtsorganisation mit. "Die EU riskiert mit ihren aktuellen Plänen zur engeren Kooperation mit Libyen, diese Menschenrechtsverletzungen noch zu befeuern", kritisiert Amnesty. In den libyschen Haftlagern herrschten "entsetzliche Bedingungen".

Weiter klagte Amnesty an: "In einem Fall hat die libysche Küstenwache ein sinkendes Boot im Stich gelassen und 120 Menschen an Bord zurückgelassen, statt sie zu retten". (APA, 14.6.2016)