"Fatalismus ist ein tödlicher Feind": Diese Botschaft schickte der eben ins Amt eingeführte US-Präsident Barack Obama im Sommer 2009 über den Hradschin in Prag. Und abertausende Zuhörer mochten ihm glauben, dass er es tatsächlich ernst meint mit einem radikal neuen Zugang zu den internationalen Beziehungen; mit seinen wagemutigen Visionen, die der Realpolitik einen neuen Drall geben sollten.

Angesichts dieser weihevollen Ankündigungen mag es fast zwingend erscheinen, Obama jetzt als großsprecherischen Verlierer darzustellen. Ganz so einfach verhält es sich aber doch nicht: Die USA und Russland haben immerhin einen neuen Start-Vertrag zusammengebracht, der eine beiderseitige Reduktion der Arsenale bringt und vor allem den Atomstreit mit dem Iran einer Verhandlungslösung zuführte. Auf Obamas Sollseite dagegen steht etwa die gescheiterte Revisionskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag im vergangenen Jahr und vor allem die teure US-Nuklearwaffenmodernisierung – Kostenpunkt 348 Milliarden Dollar über zehn Jahre.

Das in der Tat Fatale ist: In Krisenzeiten zählt nukleare Abschreckung noch immer als gewichtiges Argument in der internationalen Auseinandersetzung. Kein Militär, das über diese Möglichkeit verfügt, wird sie sich aus der Hand nehmen lassen. Da kann der politisch verantwortliche Präsident ein noch so friedliebender Nobelpreisträger sein. (Christoph Prantner, 13.6.2016)