Linkedin-Chef Jeff Weiner, Microsofts Satya Nadella sowie Reid Hoffman von Linkedin bei der Verkündung der Übernahme.

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Es ist die größte Übernahme, die Microsoft jemals getätigt hat: Um 26,2 Milliarden Dollar kauft der Konzern das Karrierenetzwerk Linkedin, teilte Microsoft am Montag mit. Der IT-Konzern bietet 196 Dollar pro Aktie. Das ist ein satter Aufpreis auf den Schlusskurs von 131,08 Dollar von Freitag. Im Vergleich zu Kursen im vergangenen Jahr ist es allerdings noch eine Art Schnäppchen: Die Aktie hatte zeitweise schon über 260 Dollar notiert.

Microsoft bekommt einen enormen Datenschatz

Linkedin soll auch nach der Übernahme eine eigene, unabhängige Marke bleiben. Firmenchef Jeff Weiner bleibt an Bord und wird weiter als CEO die Geschäfte leiten. Bei Linkedin können sich Nutzer in beruflichen Profilen vorstellen, nach neuen Jobs Ausschau halten und mit anderen Mitgliedern vernetzen kommunizieren. Unternehmen nutzen das Portal auch für die Suche nach Mitarbeitern. Im ersten Quartal 2016 kletterte die weltweite Nutzerzahl von 414 auf 433 Millionen. Im deutschsprachigen Raum überschritt Linkedin die Marke von acht Millionen Mitgliedern. Pro Nutzer zahlt Microsoft rund 65 Dollar – und bekommt dafür einen enormen Datenschatz.

"Zusammen können wir das Wachstum von Linkedin beschleunigen"

Informationen über den Deal haben beiden Unternehmen in einem Video zusammengefasst. "Zusammen können wir das Wachstum von Linkedin beschleunigen", sagte Microsoft-Chef Satya Nadella. Der Chairman des Karrierenetzwerks, Reid Hoffman, betonte: "Linkedin wird heute noch einmal neu gegründet." Wirklich konkrete Informationen zu den Beweggründen für den Kauf nennt der Microsoft-Chef aber auch hier nicht. Allerdings such Microsoft dringend neue Geschäftsfelder, da der Konzern mit seiner mobilen Strategie baden gegangen ist und sich Windows nicht mehr so gut verkauft.

Microsoft

In einem Memo an die Microsoft-Angestellten gibt es einige weitere Details. So deutet Nadella hier an, dass man vor allem eine Verschränkung mit Office 365 im Auge habe. Denkbar wäre etwa, das Office-Nutzer künftig direkt nach passenden Personen für anstehende Aufgaben suchen können. Auch von neuen Möglichkeiten für zielgerichtete Werbung ist die Rede. So könnte Linkedin zu einem Facebook für Geschäftskunden umgebaut werden, in dem Microsoft allgegenwärtig ist.

Drittgrößte Deal der IT-Geschichte

Die Linkedin-Übernahme ist der drittgrößte Deal der IT-Geschichte. An der Spitze dieses Rankings steht die im Vorjahr angekündigte Übernahme von EMC durch Dell, die 67 Milliarden Dollar schwer ist. Dahinter folgt der im Mai 2015 bekannt gegebene Kauf von Broadcom durch Avago um 37 Milliarden. Mit der jetzigen Ankündigung rutscht zudem die Whatsapp-Übernahme durch Facebook, die 2014 wegen ihres Umfangs von 19 Milliarden Dollar noch für großen Wirbel gesorgt hat, aus den den Top 3.

Laut Informationen von Recode war Microsoft schon länger auf der Suche nach einer größeren Übernahme im Enterprise-Bereich. So soll man mit Salesforce in Verhandlungen gestanden haben, der Deal sei schlussendlich aber an unterschiedlichen Preisvorstellungen gescheitert sein. Microsoft sei bereit gewesen 55 Milliarden zu zahlen während Salesforce eher 70 Milliarden Dollar vorgeschwebt seien.

Neuer Kurs von Microsoft

Nadella führt Microsoft seit Februar 2014 und gab dem Unternehmen einen neuen Kurs. Traditionell lebte Microsoft vor allem davon, sein Windows-Betriebssystem sowie seine Office-Büroprogramme zu verkaufen. Doch mit dem Schrumpfen des PC-Marktes ist die Geldmaschine Windows weniger verlässlich geworden. Und für Office gibt es günstige Konkurrenz unter anderem von Google sowie anderen Anbietern, die mobile Geräte im Visier haben. Nadella setzt auf Abos statt auf Kauf-Software und gab das Ziel aus, Online-Dienste von Microsoft auf allen Plattformen verfügbar zu machen – also zum Beispiel auch auf Apples iPhones und iPads und Geräten mit dem Google-System Android.

Für Microsoft ist es nicht der erste Versuch, seine Marktpräsenz mit einem Netzwerk auszubauen. 2012 übernahm das Unternehmen die auf Kommunikation in Unternehmen ausgerichteten Messenger-Pattform Yammer für 1,2 Milliarden Dollar. Yammer soll der besseren Zusammenarbeit und vertraulichen Kommunikation dienen. So können sich nur Mitglieder aus der gleichen E-Mail-Domain untereinander vernetzen.

Slack

Nach Angaben von Microsoft ist Yammer aktuell bei 85 Prozent der "Fortune 500"-Unternehmen im Einsatz. In Deutschland konnte der Dienst allerdings nicht so recht Fuß fassen. Und der junge Rivale Slack gewinnt schnell an Popularität.

LinkedIn, gestartet 2003, gehört zu den Veteranen unter den Onlinediensten. Die Firma ist seit Frühjahr 2011 an der Börse notiert. Das Unternehmen setzt seit Jahren auf Datenanalyse zur Hilfe bei der Personalsuche.

Börse reagiert

Die Börse nahm die Ankündigung des Deals mit großem Interesse auf. Die Aktie von LinkedIn legte binnen weniger Minuten um 48 Prozent zu. Weniger erfreut zeigen sich die Microsoft-Anleger, die Aktie des Windows-Herstellers gab zeitweise um bis zu fünf Prozent nach. (sum, apo, APA 13.6. 2016)