Wien – Der Wittgenstein-Preis 2016, der wichtigste Forschungsförderpreis des Landes, geht heuer an den Neurowissenschafter Peter Jonas. Die Fachjury zeichnete am Montag aber auch sechs herausragende Nachwuchswissenschafter aus: sie erhalten jeweils einen mit bis zu bis zu 1,2 Mio. Euro dotierten Start-Preis des Wissenschaftsfonds FWF.

Etwa 80 Prozent der Träger der 1996 eingeführten Preise hätten mittlerweile eine Professur inne, erklärte FWF-Interimspräsidentin Christine Mannhalter bei einer Pressekonferenz in Wien. Das ist das Ergebnis einer Evaluation der Wittgenstein- und Start-Preise. Dass alle einreichenden Jungforscher unter anderem ein Hearing vor einer internationalen Expertenjury absolvieren müssen und gewissermaßen "dazu genötigt werden", sich beim Europäischen Forschungsrat (ERC) um einen der begehrten "Starting Grants" zu bewerben, sei eine gute Vorbereitung, so Mannhalter. In der heurigen Ausschreibungsrunde waren folgende Wissenschafter erfolgreich:

Der US-Molekularbiologe Christopher Campbell (35), geboren am 23. Juni 1980, arbeitet derzeit als Leiter einer Forschungsgruppe an den Max. F. Perutz Laboratories der Universität Wien bzw. der MedUni Wien. In seinem Projekt zu "Ursachen und Folgen der chromosomalen Instabilität" will er Mutationen in Hefezellen identifizieren, durch die Defekte in der Chromosomenanordnung überwunden werden können. Seine Experimente sollen zu einem besseren Verständnis von Chromosomenfehlverteilung im Allgemeinen führen und Einblicke geben, wie Krebszellen unter ähnlichen Bedingungen überleben.

Gleich zwei Start-Preise gehen an Mathematiker der Uni Wien: Michael Eichmair (32), geboren am 6. Juli 1983 in Vöcklabruck, will in seinem Projekt "Isoperimetrische Struktur von Anfangsdaten der Einstein-Gleichungen" Licht in einige Fragen an der Schnittstelle von Geometrie und Allgemeiner Relativitätstheorie bringen. Sein Kollege Harald Grobner (35), geboren am 4. Dezember 1980 in Neunkirchen, beschäftigt sich in seinem Projekt "Spezielle L-Werte und p-adische L-Funktionen" mit grundlegenden Fragen der Zahlentheorie. Auf deren Erkenntnissen beruhen unter anderem Daten-Verschlüsselungsverfahren.

Der Ägyptologe Felix Höflmayer (37), geboren am 20. Juli 1978 in Wien, ist derzeit APART-Stipendiat an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und widmet sich "Transformationen in der Südlevante zwischen Kollaps und Konsolidierung im mittleren zweiten Jahrtausend vor Christus". Anhand von Ausgrabungen, Radiokarbonanalysen und einer Neueinschätzung historischer Quellen sollen Ursachen und Mechanismen des Zusammenbruchs der mittelbronzezeitlichen Stadtstaaten in der Region beleuchtet werden.

Der aus Deutschland stammende Quantenphysiker Nikolai Kiesel (39), geboren am 8. Februar 1977, arbeitet derzeit als Senior Scientist an der Universität Wien. In seinem preisgekrönten Projekt "Thermodynamik mit levitierter Optomechanik" will er eine vielseitige experimentelle Plattform für die Stochastische und Quanten-Thermodynamik entwickeln.

Als einzige Frau erhält die gebürtige Amerikanerin Tracy Northup (38) einen Start-Preis: Die am 22. Jänner 1978 geborene, am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck tätige Wissenschafterin erhält ihren Preis für ihre Forschungen zur Quantenoptomechanik mit Nanokugeln und Ionen. (APA, red, 13.6.2016)