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Lange Wartezeiten und mangelndes Wissen, ob man die beste Behandlung bekommt, sind das Hauptärgernis für die Patienten

Foto: AP Photo/Thomas Kienzle

Wien – Der Hausarzt ist für die Österreicher der wichtigste Ansprechpartner im Gesundheitswesen – aber an den Schnittstellen zu allen anderen Dienstleistern happert es: Lange Wartezeiten, fehlende Möglichkeiten zur Qualitätsbeurteilung und "Lauferei" zwischen verschiedenen Stellen sind für sie die größten Probleme. Das hat eine IFES-Umfrage im Auftrag der Vinzenz Gruppe, einem Spitalserhalter von Ordensspitälern, ergeben, die am Montag in Wien präsentiert worden ist.

Frustrierende Wartezeiten

Demnach fühlen sich 70 Prozent der Befragten durch lange Wartezeiten auf Termine bei Fachärzten, MRT-, CT-Untersuchungen und Operationstermine betroffen. Für knapp sechzig Prozent ist die Qualität der Diagnose oder der Therapie nicht überprüfbar. 57 Prozent geben, an von "Lauferei zwischen verschiedenen Fachärzten, um zu einer Diagnose zu kommen", betroffen zu sein.

Nicht einmal jeder Vierte fühlt sich sehr gesund

23 Prozent der Österreicher geben an, bei sehr guter gesundheitlicher Verfassung zu sein, 45 Prozent bei guter Gesundheit (25 Prozent: mittelmäßig). Ein Prozent sprach von einer sehr schlechten Verfassung, sechs Prozent von einer schlechten gesundheitlichen Situation. 38 Prozent sagten, sie hätten ein chronisches Leiden. An oberster Stelle als Ansprechpartner bei Gesundheitsfragen steht der Hausarzt (76 Prozent). 63 Prozent gaben an, selbst "immer und sehr genau" zu wissen, was zu tun ist. 50 Prozent der Befragten sagten, im Krankenhaus sei man bei gesundheitlichen Fragen am besten aufgehoben.

Rat auf Draht gefragt

38 Prozent hätten gerne eine zentrale Stelle, wo man anrufen und um Rat fragen könnte. Denn Auskunft in Gesundheitsfragen ist sehr gefragt – wobei nicht ganz klar ist, wo man verlässliche Information herbekommen soll: Bei den Medien werden oft (42 Prozent) Zeitschriften etc. gelesen. 21 Prozent gaben an, fragliche Antworten im Internet zu finden, wobei diese Informationsquelle stark altersabhängig genutzt wird – in jüngeren Altersgruppen von bis zu 42 Prozent.

Auf einer Skala von eins bis 10 war zu bewerten, wohin sich der Einzelne bei Schmerzen ohne akuten Notfall wenden würde: Den besten Wert (8,4) erreichten die Hausärzte. Dann folgten die Fachärzte (7,6) und die nächste Apotheke (5,7) – ein für den Auftraggeber der Studie, Vinzenzgruppen-Chef Michale Heinisch, überraschend hoher Wert. Danach kamen Gruppenpraxen (5,5) und die Spitalsambulanz (5,4).

88 Prozent der Befragten wünschen sich eine stärkere Vernetzung und örtliche Bündelung jener Stellen, die mit der Behandlung von gesundheitlichen Beschwerden zu tun haben (55 Prozent wünschen sich das "sehr", 33 Prozent "eher"). Besonders fordern Jüngere (gesamt 96 Prozent) diese Umorientierung im Gesundheitswesen. Ifes-Geschäftsführer Reinhard Raml, der selbst ausgebildeter Sozialmediziner ist: "Für diese Menschen ist die Vernetzung eine notwendige und attraktive Sache." Dieses Angebot sollte vor allem niedergelassene Fachärzte, Röntgen/CT/MRT-Einrichtungen, Apotheken und Allgemeinmediziner umfassen.

"Gesundheitsparks" an Spitäler angedockt

Die Vinzenz Gruppe als großer gemeinnütziger Betreiber von Spitälern, Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen will in Zukunft vermehrt diesen Bedürfnissen nachkommen. Geschäftsführer Heinisch sagte: "Natürlich haben wir die Idee, an unserem jeweiligen Standort sogenannte Gesundheitsparks einzurichten." Konkret sollen in den kommenden Jahren an allen sieben Standorten der Vinzenz Gruppe in Wien und Oberösterreich sogenannte "Gesundheitsparks" entstehen, die neben dem klassischen ambulanten und stationären Angebot eben auch niedergelassene medizinische Leistungen – etwas von Fachärzten – umfassen sollen.

Am weitesten fortgeschritten ist das Projekt Gesundheitspark in Ried im Innkreis. An diesem Standort befindet sich ein Diagnosezentrum, sowie medizinische Geschäfte wie Optiker und Hörgeräteakustiker. Ein weiterer Ausbau ist geplant: Es sollen noch ein ein Ärzte- und Beratungszentrum sowie ein Interdiesziplinäres Schmerzzentrum entstehen.

"Wenn man dieser Idee folgt, geht es darum, an diesen Standorten optimale Rahmenbedingungen für die Ansiedelung von Ärzten zu schaffen", sagte Heinisch.

In Wien-Hietzing ist die Umsetzung der Idee des Gesundheitsparks am Standort des St. Josef-Krankenhauses in am weitesten voran geschritten. Derzeit laufen Planungen für den Umbau eines Gebäudes, das direkt an der Auhofstraße und in Gehnähe der U-Bahnstation Hütteldorf gelegen ist, für eine mögliche Inbetriebnahme im Jahr 2017.

Niedrige Kosten für gute Gesundheit

Man wolle diese Einrichtungen zu "günstigen Strukturkosten" anbieten und könne das als gemeinnützige Organisation auch. Schließlich sollten in diesen Gesundheitsparks die eigentlichen Akteure möglichst weitgehend von allen Arbeiten befreit werden, die nicht direkt die Patientenbetreuung betreffen. Es gehe dabei um Kassenmedizin. Man habe kein Interesse daran, den Wahlarztbereich weiter auszudehnen.

Die repräsentative Umfrage mit rund 1.100 Probanden aller Altersgruppen und sozialen Schichten in Wien und Oberösterreich lässt sich laut Ifes-Geschäftsführer Raml auf die Meinung der Österreicher im gesamten Bundesgebiet umlegen. (APA, cs, 13. 6. 2016)