David Alaba (li) und Marko Arnautovic haben natürlich realisiert, dass sie Teil der EM sind. Sie freuen sich auf die kommenden Aufgaben und wollen sich so lange wie möglich auf der "herausragenden Bühne" präsentieren.

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Der ÖFB ließ sich am Samstag nicht lumpen, entsandte zur Pressekonferenz David Alaba und Marko Arnautovic. Mehr kann man vom österreichischen Fußball in Mallemort und anderswo nicht verlangen. Die beiden sind sich der Tatsache bewusst, nationale Kultfiguren zu sein, sie gehen mit dieser Bürde, die eigentlich eine Würde ist, souverän um.

Musik, Tattoos und Frisuren

Der 14. Juni, das Spiel in Bordeaux gegen Ungarn naht, Alaba und Arnautovic sagen: "Endlich, wir können es kaum erwarten." Noch darf ein bisserl gescherzt werden, noch lobt Arnautovic die DJ-Qualitäten von Alaba ("Bin sehr zufrieden mit ihm und seiner Musik"), noch wird über nicht fertiggestellte Tattoos und bemerkenswerte Frisuren gesprochen. Der Boulevard lechzt nach Beute.

Am Freitagabend, als sie im Kreise der Kollegen die Eröffnungspartie zwischen Frankreich und Rumänien schauten, ist ihnen so richtig bewusst geworden, Teil dieser EM zu sein. Alaba: "Normal sieht man so was im Schweizerhaus oder irgendwo." Die Freizeitgestaltung in Mallemort hat sich abrupt verändert, echte Spiele schauen statt PlayStation simulieren.

Gruppengespräch mit Arnautovic

Die Tränen des Dimitri Payet, der mit seinem Traumtor in letzter Minute den Gastgebern den Sieg bescherte, haben Arnautovic berührt. Das sagte er im Rahmen eines auf 15 Minuten begrenzten Gruppengesprächs, "Für solche Emotionen wirst du Fußballer." Man befinde sich auf einer "herausragenden Bühne. Champions League, Europameisterschaft und Weltmeisterschaft, das ist es. Die Welt schaut auf dich, schaut auf uns." Der 27-Jährige will "etwas erreichen". Eine Konkretisierung des etwas (Achtelfinale, Viertelfinale etc.) lehnte er ab, zu viel nicht Planbares könne im Fußball passieren. Fehlpfiffe, Stangenschüsse, Verletzungen. "Es ist immer leichter, nach einem Spiel zu reden."

Seit 22. Mai ist das Team beisammen, klingt nach einer kleinen Ewigkeit, Arnautovic sagt trotzdem: "Ich genieße jeden Tag, will alles rausholen und bei Anpfiff zu 100 Prozent bereit sein, wir wollen noch viel länger beisammen sein." Es gehe nicht um den persönlichen, sondern ausschließlich den gemeinsamen Erfolg. "Nur der zählt. Ob ich der beste Arnautovic aller Zeiten bin, ist doch egal. Das sollen andere beurteilen, Trainer oder Journalisten. Es ist aber Fakt, dass ich konstant geworden bin, mich auf das Wesentliche konzentriere."

Teamchef Marcel Koller hat die Ungarn analysiert, der Mannschaft die Stärken und Schwächen präsentiert. Alaba und Arnautovic wollten keine Details verraten, das wäre kontraproduktiv, man sieht es ja ohnedies am Dienstag in Bordeaux.

Alleinunterhalter Koller

Der 23-jährige Alaba wies darauf hin, "dass jede Partie eng wird. Rumänien hat Frankreich richtig gefordert." Arnautovic erklärte das mögliche Erfolgsrezept gegen Ungarn mit einem Wort: "Respekt." Koller hat vor einer Trainingseinheit ausführlich mit Alaba gesprochen, die Redezeiten waren extrem ungerecht verteilt, ungefähr 97 Prozent Koller. Alaba hat meist nur genickt. "Der Inhalt bleibt geheim."

Im Nationalteam darf er im Mittelfeld agieren, das ist seine Lieblingsposition, bei den Bayern gilt der legendäre Satz: "Ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt." Selten im Mittelfeld. "Ich bin ein flexibler Spieler, kann mich anpassen, das weiß mittlerweile jeder." Es ist davon auszugehen, dass Österreich gegen Ungarn das Spiel gestalten darf, gestalten muss.

Arnautovic nimmt, was kommt. "Wir besitzen die Qualität, die Aufgaben zu lösen. Der Trainer wird uns hervorragend einstellen. Die mangelnde Turniererfahrung ist kein Thema. Wir werden uns gegenseitig den Druck nehmen."

Familiengeschichten

Die Familie von Arnautovic wird der EM übrigens fern bleiben, nur sein Bruder/Manager Danijel schaut vorbei. Auch um sich umzuhören, es ist ja nicht auszuschließen, dass Marko Stoke City verlässt. Mama, Papa und Schwester Alaba haben sich vollzählig angesagt. Das mag zwar keine epochale Botschaft sein, aber Kultfiguren werden danach gefragt. Sie müssen da durch. Mit Würde. Zumal Mama Arnautovic der Zopf des Sohnemannes gefällt. (Christian Hackl aus Mallemort, 11.6.2016)