Jahrzehntelang hat gegolten, dass das Bundesheer von Überalterung bedroht ist: Wer sich nämlich entschließt, eine Soldatenlaufbahn einzuschlagen, der strebt auch nach sozialer Sicherheit, nach einer Absicherung bis zum Pensionsantritt. Das passt allerdings nicht unbedingt mit dem Bild von der kämpfenden Truppe zusammen: Im Gefecht werden junge, fitte Männer benötigt – und nur wenige etwas ältere Kommandanten und Verwalter in der Etappe. Also hat man nach Modellen gesucht, die Soldaten in jungem Alter für einige Jahre zu verpflichten und sie dann – mit ziviler Ausbildung – in ein ziviles Berufsleben zu verabschieden. Die Republik hat, verfassungsrechtlich abgesichert, das Milizprinzip eingeführt. Das Einsatzheer soll zu einem überwiegenden Teil aus Soldaten bestehen, die in einem anderen Beruf stehen, regelmäßig üben und im Ernstfall einberufen werden.

So ähnlich hätte man sich das übrigens auch vorgestellt, wenn – wie von der SPÖ vor vier Jahren geplant – die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft worden wäre.

Graue Theorie. In der Praxis sei das Modell des Zeitsoldaten an mangelnder Attraktivität gescheitert, sagt Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil jetzt. Er will jedem, der sich für den Soldatenberuf eignet, eine Lebensstellung anbieten. Weil es die Leute halt so wollen.

Damit wird die Überalterung zum Prinzip erhoben: Es wird bald noch mehr in Ehren ergraute Soldaten geben. (Conrad Seidl, 10.6.2016)