Die Böse Nase, betrachtet vom benachbarten Gmeineck.

Foto: Uwe Grinzinger

Sonnige Südhänge bescheren der Bösen Nase in Kärnten eine lange Wandersaison. Doch das ist nur einer der Vorzüge der Halbtageswanderung auf diesen Berg. Die weiteren Pluspunkte dieser Genusswanderung: der überschaubare Aufstiegsaufwand dank hohem Ausgangspunkt, großartiges Panorama – und zum Drüberstreuen eine bewirtschaftete Almhütte.

Von Pusarnitz im Drautal, nordwestlich von Spittal an der Drau, schrauben wir uns im Auto auf schmaler Bergstraße bis zum Parkplatz vor der Christebauerhütte hinauf. Hier, auf gut 1.600 Meter Seehöhe, trennen uns nur mehr 600 Höhenmeter vom Gipfel der Bösen Nase.

Über den Zaun

Wir wandern also zunächst eine Schotterstraße bergauf, nach zwei Linksabzweigungen (jeweils Tafel "Böse Nase") dann einen Wanderweg. Er kürzt mehrere Forststraßenkehren ab. Auf rund 1.780 Meter folgen wir der Straße nach links (hier kurz keine Markierung!) und erreichen auf dieser ein Holzgatter am Beginn einer Almwiese. Dort abrupt nach links aufwärts (auf die Markierungen achten, keine Tafel!).

Nach rund 50 Meter Weg entlang des Waldrandes steigen wir nach rechts über einen Zaun (keine Tafeln, Markierungen etwas unklar) und erreichen eine Almstraße. Auf dieser weiter und vorbei an der Oberrauneralm (rund 1.820 m) bis zu den freien Hängen, die zum Gipfel der Bösen Nase hinaufziehen.

Lange Zeit schneefrei

Spätestens hier wird der zweite Vorzug dieser Tour offensichtlich: Die komplett südseitige Ausrichtung sorgt lange für Schneefreiheit. Daher ist es keine Seltenheit, wenn die Wandersaison an der Bösen Nase vom Mai bis weit in den November hinein dauert.

Die Markierung folgt nun einer weit ausholenden Forststraßenkehre. Alternativ führt vom Beginn der freien Hänge auch ein kürzerer, unmarkierter Steig steiler nach oben (großer Steinmann). Er trifft auf rund 1.930 Meter wieder auf die Almstraße, überquert sie und zieht – nun wieder markiert – entlang eines Zaunes ziemlich direkt bergauf.

Rechtzeitig einbremsen

Auf rund 2.090 Meter wechselt der Steig auf die andere Seite des Zaunes. Zu unseren Füßen: ein Blütenmeer. In unserem Rücken: das Drautal und der Millstätter See. Unter den Felsplatten der Gipfelflanke queren wir scharf nach links (Westen) und gelangen bald darauf zum Fuß des eigentlichen Gipfelaufbaus (2.160 m). Dort wenden wir uns bei einer unscheinbaren Wegkreuzung nach rechts und erreichen über den steilen Gipfelhang das Gipfelkreuz der Bösen Nase (2.227 m).

Hier tut man gut daran, sich rechtzeitig einzubremsen, denn nach Norden bricht die Böse Nase jäh zur Rossalm ab. Sie wird ihrem Namen also ganz oben doch noch gerecht, auch wenn wir ihn angesichts gutmütiger Almhänge bis hierher für eine Themenverfehlung gehalten haben.

Blick besser nach vorne

Statt den Blick in die gruselige Tiefe zu richten, ist es besser, ihn in die Weite schweifen zu lassen. Denn das Gipfelpanorama ist definitiv der dritte Vorzug dieser Wandertour: Um uns stehen Nockberge, Latschur-, Kreuzeck- und Reißeckgruppe, zu der auch die Böse Nase gehört. Im dunstigen Süden erkennen wir noch den Triglav, den höchsten Berg Sloweniens.

Der Abstieg erfolgt entlang des Aufstiegswegs und endet mit dem Pflicht-Einkehrschwung in der Christebauerhütte – dem vierten Vorzug der Bösen Nase. (Uwe Grinzinger, 10.6.2016)