Jerusalem – Auf Anweisung des neuen israelischen Verteidigungsministers Avigdor Lieberman sollen die Leichname palästinensischer Attentäter nicht mehr an ihre Angehörigen übergeben werden.

Ein Ministeriumssprecher bestätigte am Donnerstag die Entscheidung des ultranationalistischen Ministers, die einen Tag nach dem tödlichen Anschlag in Tel Aviv erfolgte, bei dem zwei Palästinenser aus dem Westjordanland vier Israelis töteten. Einer der Angreifer wurde festgenommen, der andere wegen schwerer Schussverletzungen in ein Krankenhaus gebracht und operiert.

Es handelte sich um die erste wichtige Anordnung Liebermans im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Die Beschlagnahmung sterblicher Überreste sorgt bei Palästinensern für Empörung, weil Muslime ihre Toten so schnell wie möglich bestatten wollen. Menschenrechtsgruppen kritisieren, diese Maßnahme komme einer kollektiven Strafe gleich und verstärke die Wut in den besetzten Gebieten.

Die Frage der Rückgabe sterblicher Überreste spaltet die israelische Regierung seit Monaten. Gilad Erdan, Minister für Innere Sicherheit, verteidigt die Konfiszierung der toten Attentäter mit dem Argument, bei den Trauerfeiern werde regelmäßig Gewalt verherrlicht. Ranghohe Armeevertreter argumentieren dagegen, dass dies die Konflikte mit den Palästinensern weiter schüre.

Der Oberste Gerichtshof Israels hatte die Regierung Anfang Mai aufgefordert, die sterblichen Überreste palästinensischer Attentäter zur Bestattung freizugeben. Dessen Entscheidung ist jedoch nicht bindend. (APA, 9.6.2016)