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David Guetta lädt in Paris zur EM-Party – gleich zweimal.

Foto: AP/Lionel Cironneau

Hoffentlich schlafen ihm die Arme nicht ein. Diese Sorge quält einen normalerweise bei einem DJ nicht, gilt Plattenauflegen doch ursprünglich als etwas, bei dem die oberen Extremitäten beschäftigt sind und die Zirkulation des Blutes gewährleistet ist. Wenn aber David Guetta am Donnerstag unterm Eiffelturm die Fußball-EM von Frankreich eröffnet, wird er seine Arme überm Kopf zur Musik wiegen.

Platten bewegt er keine, seine Musik kommt aus der Konserve. Damit wurde der 48-jährige Franzose einer der erfolgreichsten DJs der Welt. Aus seinem Laptop stammt der offizielle EM-Song 2016, This One's for You. Wenn Guetta sich bei einem Auftritt mit einem Kopfhörer belastet, dann ist das für die aus den Boxen kommende Musik so bedeutend wie die Gitarre, die sich Dieter Bohlen bei Konzerten mit Modern Talking umschnallte: Requisite, Modeschmuck.

David Guetta

Pierre David Guetta produziert Dancemusik. In seinem Fall zeitigt das eine Geräuschkulisse aus elektronischen Rhythmen, Tingeltangel-Geschepper und entstelltem Gesang. Damit wurde er so berühmt, dass er die EM am Freitag noch einmal eröffnen darf, im Stadion von Saint-Denis, in dem Frankreich auf Rumänien treffen wird.

Kein schlechter Stundenlohn

Zwischen 30 und 40 Millionen Euro verdient Guetta mit seiner Arbeit im Jahr. 350.000 Dollar soll er für einen Auftritt bekommen, das ist kein schlechter Stundenlohn dafür, irgendwo den Laptop hochzufahren. Diesen nennt er sein Studio, mit dem baut er seine Tracks. Seine Zielgruppe ist die breite Masse, die in der Großraumdisco Zerstreuung sucht. Guetta ist ihr Mozart. Ein Pop-Populist, der ein Erfolgsrezept gefunden hat, das er variiert wiederholt.

Die spärlichen Texte seiner Tracks sind optimistisch, die Boys immer gut drauf und geil, die Girls immer gut drauf und willig.

Sechs Alben hat der zweifache Vater seit 2002 veröffentlicht, und es ist zu befürchten, dass da noch mehr kommt. Anfeindungen ist der seit zwei Jahren geschiedene Blondschopf gewohnt. Sogar seine Mutter fand seine Faszination für die Clubkultur zuerst zu bourgeois, Guetta stammt aus einem linksalternativen Elternhaus. Heute ist seine Mama stolz auf ihren Sohn, den Künstler. Der zählt zu jenen, die mit der Clubkultur obszön reich geworden sind, während sie sie im Mainstream und im Formatradio zu Grabe getragen haben. David Guetta, der Mann, der Musik für Menschen produziert, die sich nicht für Musik interessieren. (Karl Fluch, 8.6.2016)