In Wiens erster iPad-Schule werden Mühlen programmiert.

Foto: Koppstraße II/Stefan Gergely

Wien – Zwei kleine Zeigefinger flitzen über den Bildschirm. Das braunhaarige Mädchen, dem die Griffelchen gehören, fügt wie bei einem Memoryspiel englische Satzteile zusammen. 21 Sekunden sind ihre Bestleistung, sagt sie stolz. Ihre Sitznachbarin blickt ein bisschen neidisch: Bei dem Lernprogramm am Tablet können sich die Kinder miteinander messen.

Die beiden Mädchen sind Schülerinnen der Neuen Mittelschule Koppstraße II in Ottakring, Wiens erster iPad-Schule. 329 Kinder im Alter zwischen elf und 15 Jahren lernen hier in 14 Klassen mit Tablets. "Jedes Individuum lernt anders", sagt Wiens Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorsky. "Die Kinder müssen den geeigneten Rahmen dafür bekommen."

Ergänzung zu Lernmethoden

In der Koppstraße wird jedes Unterrichtsfach durch die neue Technologie unterstützt; das sei jedoch nur eine "Ergänzung zu herkömmlichen Lehrmethoden", wie Direktor Wilhelm Wunder betont.

So erstellen die Kinder in den Sprachstunden kleine Filme mit dem iPad oder messen damit Säurewerte im Chemieunterricht. In den Informatikstunden sitzen die Kinder statt am Computer vor Lego-Windmühlen, die sie mit dem Tablet steuern. Den Schülern gefällt es offenbar. In der Pause und bei Ausflügen verwenden sie die Hilfsmittel, um Fotos zu machen, die sie später ihrer Klasse oder den Eltern präsentieren können.

Lehrer kann auf Schülertablets zugreifen

Gleichzeitig werden klassische Arbeitsblätter beibehalten – sie sind nur eben digital. Schummeln kann man während der Tests trotzdem nicht. Der Lehrer kann mittels App alle anderen Programme sperren und auf die Bildschirme der Kinder zugreifen. Zudem bekommt er Warnhinweise, wenn Schüler Probleme aufweisen. "Wir sehen live, an welchen Beispielen die Kinder gerade arbeiten und wenn sie damit Probleme haben", erklärt Projektleiter Ingo Stein. Dadurch könnten Lehrer die Kinder individueller fördern und würden schon im Unterricht und nicht erst bei der Schularbeit sehen, woran es hakt.

Neben der Koppstraße gibt es in Wien seit Februar an sechs weiteren Schulen Tablet-Klassen. "Die Digitalisierung ist schon längst da, die Frage ist, wie wir sie pädagogisch sinnvoll in der Schule einsetzen", sagt Czernohorsky. (Oona Kroisleitner, 8.6.2016)