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Fed-Chefin Janet Yellen mit ihrem Vorgänger, Ben Bernanke: Machen sie bloß Reiche reicher oder schaffen sie Armen Jobs?

Foto: ap / krupa

Wien – Seit Jahren überschwemmen die internationalen Notenbanken die Finanzmärkte mit billigem Geld. Sie kaufen Investoren Aktien und Anleihen ab, damit diese ihre Finanzmittel anderweitig investieren und so die Konjunktur antreiben. Dabei müssen sich die Geldpolitiker von Kritikern immer wieder anhören, dass die Schere zwischen Arm und Reich damit noch weiter aufgemacht wird.

Denn durch die zusätzliche Nachfrage nach Wertpapieren steigt deren Preis. Da Reiche tendenziell mehr Finanzpapiere besitzen, profitieren sie stärker. Eine Umfrage unter den renommiertesten Ökonomen US-amerikanischer Universitäten zeigt jetzt, dass es zu dieser Frage alles andere als einen Konsens gibt. Etwa die Hälfte der von der Chicago Booth School befragten Ökonomen ist sich nicht sicher, ob die Schere durch die Fed aufgegangen ist.

Ein knappes Viertel gibt an, dass die Ungleichheit durch die US-Geldpolitik nicht gestiegen sei, etwa genauso viele sind der Meinung, die Fed habe die Schere sehr wohl weiter geöffnet. Einer der versiertesten Geldpolitik-Experten, Barry Eichengreen, meint: Geldpolitik habe definitiv auch Auswirkungen auf die Besitzverhältnisse. Welche, wisse er aber nicht. Auch der Verteilungsökonom Emmanuel Saez gab an, sich nicht sicher zu sein.

Arbeits- oder Aktienmarkt

Der Nobelpreisträger Eric Maskin sagt, die Fed habe zwar Aktienbesitzern geholfen, durch ihre Politik wohl aber auch Arbeitsplätze geschaffen. Davon profitieren Niedrigverdiener. Welcher der beiden Effekte stärker sei, könne er nicht sagen. Der Princeton-Ökonom Markus Brunnermeier, ein Fachmann für Finanzkrisen, hält den Effekt steigender Vermögenspreise für dominant und die Reichen daher besser davonkommen.

Die Chicago Booth School befragt in unregelmäßigen Abständen eine Gruppe von 40 Ökonomen US-amerikanischer Universitäten zu politikrelevanten Themen. Die Ökonomen werden aus den verschiedensten Forschungsbereichen zusammengewürfelt. (Andreas Sator, 8.6.2016)