Terror und bodenloser Populismus, Machttrunkenheit und Gewalt kennzeichnen in diesen Wochen die Türkei. Der türkische Staatschef und die kurdische PKK, die als Urheberin des jüngsten Bombenanschlags in Istanbul in Betracht kommt, stützen sich gegenseitig. Tayyip Erdogan braucht die PKK, um die prokurdische Minderheitenpartei HDP zu zerschlagen; in Friedenszeiten nimmt sie ihm Stimmen. Die PKK braucht einen aggressiven Staatschef und dessen Armee, um vor sich selbst die eigene Existenz zu rechtfertigen.

Die Kosten des Terrors sind hoch: Er vergiftet den Alltag der Menschen in der Türkei; er vertreibt die Touristen, auf die das Land und seine kleinen und großen Unternehmer angewiesen sind; er bringt unablässig Zivilisten ums Leben, ebenso wie Polizisten und Soldaten.

Tayyip Erdogan hatte vor nicht allzu langer Zeit noch öffentlich geschworen, den "Giftbecher" einer Einigung mit der PKK zu trinken, wenn damit die Kurdenfrage in der Türkei gelöst würde. Mittlerweile gibt er die Vernichtung der PKK als oberstes Ziel aus. Dem türkischen Staat ist das seit Beginn des Guerillakriegs vor 32 Jahren auch unter Aufwendung aller Gewalt nicht gelungen. Es ist nicht einzusehen, warum es nun mit einem Mal erreicht werden sollte. Seinen ersten Premier Ahmet Davutoglu ließ Erdogan zurücktreten, auch weil dieser über einen Neubeginn der Verhandlungen mit der PKK nachdachte. (Markus Bernath, 7.6.2016)