Der OECD-Studie zufolge bietet die EU derzeit 30 Prozent hochgebildeten gegenüber 47 Prozent gering gebildeten Migranten Unterkunft. In der jüngsten Vergangenheit hat sich der Bildungsstand der Migranten allerdings erhöht.

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Paris/Wien – Die Europäische Union zählt zu den größten Migrationszielen der Welt: Tendenz steigend; allein in den 2000er-Jahren nahm die Zuwanderung in die 15 alten EU-Staaten um 42 Prozent auf 30 Millionen Personen zu, was einem Drittel aller in den OECD-Staaten lebenden Migranten entspricht. Auffällig ist – wie eine neue Studie der Industriestaatenorganisation OECD zeigt – der geringe Qualifikationsgrad des aus Drittstaaten stammenden Bevölkerungsteils.

Die EU bietet derzeit nur 30 Prozent hochgebildeten gegenüber 47 Prozent gering gebildeten Migranten Unterkunft, schreibt die Organisation. Letztere "konzentrieren sich zunehmend in der EU". Allein in den 15 alten Mitgliedstaaten der Union leben nun 45 Prozent aller in OECD-Länder eingewanderten Personen mit geringer Bildung. Allerdings habe sich in jüngerer Zeit der Bildungsstand der Migranten erhöht, heißt es in der Untersuchung weiter.

Niedrige Beschäftigung

Die schlechte Qualifikation und der Umstand, dass ein hoher Teil der Migration aus humanitären Gründen erfolgt, führen zu einem um zehn Prozent niedrigeren Beschäftigungsgrad der aus Drittstaaten stammenden Personen in der EU als im OECD-Durchschnitt. Dazu kommt, dass der Familienzuzug eine noch größere Rolle spielt als die Arbeitsmigration.

Hervorgestrichen wird zudem, dass die Arbeitsmigration vor allem in EU-Länder wie Italien und Großbritannien erfolgt, in denen es keine Qualifikationserfordernisse für Migranten gibt. Dies stehe im Gegensatz zur Ansiedlung von Ausländern in traditionellen Zuwanderungsländern wie Australien, Kanada oder Neuseeland, in denen die Migration durch restriktive Kriterien gesteuert werde.

Fleckerlteppich

Um Europa angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels und der Alterung der Bevölkerung für Nachwuchskräfte aus Drittstaaten attraktiver zu machen, hat die OECD einige Empfehlungen ausgearbeitet. So soll der Fleckerlteppich an Zulassungskriterien in den Mitgliedstaaten zugunsten einheitlicher Standards beseitigt werden. Studenten, die nach dem Abschluss eine Stelle finden, sollten bevorzugt Aufenthaltsrechte erhalten.

Generell plädiert die Organisation dafür, dass junge Arbeitnehmer und Akademiker leichter in den Genuss einer "Blue Card" gelangen sollen. Für diesen Aufenthaltstitel sei die Einkommensschwelle meist zu hoch. Die Karte für bevorzugte Zuwanderer wurde entgegen den Plänen nicht flächendeckend aufgegriffen. Folglich wurde dieses Instrument 2014 nur 5.000-mal eingesetzt – geplant war die doppelte Menge. (as, 7.6.2016)