Moskau – Der russische Konzeptkünstler Pjotr Pawlenski soll auf Wunsch der Anklage doch nicht in Haft, weil er die Tore der Zentrale des Inlandsgeheimdiensts FSB in Brand gesetzt hatte. Überraschend beantragte Staatsanwalt Anton Sisow am Montag vor einem Moskauer Gericht ein Bußgeld in Höhe von umgerechnet 27.000 Euro sowie die Übernahme der Reparaturkosten für die Tür.

Der 32-jährige Künstler muss sich seit April wegen "mutwilliger Beschädigung eines Kulturguts" vor Gericht verantworten. Er hatte die Holztore der FSB-Zentrale Lubjanka im November angezündet, um auf die Machenschaften des Diensts aufmerksam zu machen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft, ihm drohen bis zu drei Jahre Gefängnis. Am Mittwoch soll das Urteil fallen, doch ist es unüblich, dass ein Richter über das geforderte Strafmaß der Anklage hinausgeht.

Verurteilung wegen "Terrorismus" gefordert

Pawlenskis Anwalt Dmitri Dinse forderte die Freilassung des Künstlers. Der 32-Jährige selbst hatte hingegen wiederholt seine Verurteilung wegen "Terrorismus" gefordert – in Anspielung auf ein entsprechendes Urteil gegen den ukrainischen Filmemacher Oleg Senzow, der das Büro einer prorussischen Partei auf der Russland eingegliederten Krim-Halbinsel in Brand gesetzt hatte.

Pawlenski ist für spektakuläre Aktionen bekannt. Vor zwei Jahren nagelte er aus Protest gegen die Entwicklung Russlands zu einem Polizeistaat seine Hoden auf das Pflaster des Roten Platzes in Moskau. Die Justizbehörden kamen zu dem Schluss, er habe mit der damaligen Aktion kein Vergehen begangen. (APA, 7.6.2016)