Berlin/Ankara – Die Resolution des Deutschen Bundestags bezüglich des Völkermords an den Armeniern wird nun doch ein längeres politisches Nachspiel haben. Verbände und Politiker in Deutschland verwahrten sich am Montag gegen rassistische Äußerungen des türkischen Staatspräsidenten Tayyip Erdoğan. Dieser hatte in öffentlichen Reden am vergangenen Wochenende unter anderem erklärt, die türkischstämmigen Abgeordneten im Deutschen Bundestag hätten nichts mit dem Türkentum gemein: "Ihr Blut ist schließlich verdorben."

Der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, gegen den sich Erdoğans Angriffe im Wesentlichen richteten, verlangte eine Bundestagsdebatte. Özdemir hatte zudem Todesdrohungen türkischer Nationalisten erhalten. Die Formulierung vom "verdorbenen Blut" diente auch dem Mörder des türkisch-armenischen Publizisten Hrant Dink 2007 für seine Tat.

Bluttestforderungen

Die türkische Gemeinde in Deutschland hat Erdoğans Attacken verurteilt. "Morddrohungen und Bluttestforderungen finden wir abscheulich", sagte Verbandschef Gökay Sofuoglu der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart: "Ich denke, dass Leute nach Blut definiert werden, hat 1945 aufgehört. Das ist absolut deplatziert." (mab, 6.6.2016)