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Gauck geht.

Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

Berlin – Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck verzichtet auf eine zweite Amtszeit. Im Schloss Bellevue in Berlin erklärte der 76-jährige Gauck am Montag, dass er nicht als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl im Februar 2017 zur Verfügung stehe.

Der Theologe war im März 2012 von einer Fünf-Parteien-Allianz aus CDU, CSU, FDP, SPD und Grünen in das höchste deutsche Staatsamt gewählt worden.

"Dankbar"

"Ich bin dankbar, dass es mir gut geht. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass die Lebensspanne zwischen dem 77. und dem 82. Lebensjahr eine andere ist als die, in der ich mich jetzt befinde", sagte der frühere evangelische Pfarrer und langjährige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde. Bis zum Ende seiner Amtszeit im März 2017 werde er aber sein Amt wie bisher "mit Hingabe und auch mit Freude" ausüben.

Für eine erneute Zeitspanne von fünf Jahren wolle er "nicht eine Energie und Vitalität voraussetzen, für die ich nicht garantieren kann". Bereits am Wochenende hatte es in Medienberichten geheißen, Gauck wolle ungeachtet der hohen Zustimmungswerte in der Bevölkerung nicht noch einmal antreten.

Deutschland habe funktionierende Institutionen, so dass der Wechsel im Amt des Bundespräsidenten kein Grund zur Sorge sei, sondern "vielmehr demokratische Normalität". Dies gelte auch in schwierigen Zeiten.

Merkel und Gabriel bedauern

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Verzicht von Bundespräsident Joachim Gauck bedauert. "Erstens hätte ich mir eine zweite Amtszeit gewünscht", sagte Merkel am Montag beim Festakt zum 30-jährigen Bestehen des Umweltministeriums in Berlin. "Zweitens respektiere ich selbstverständlich die Mitteilung des Bundespräsidenten und möchte ihm für die Arbeit bisher danken." Merkel kündigte eine Entscheidung über einen Nachfolgekandidaten für den Herbst an.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck als einen großen Präsidenten bezeichnet. Zu Gaucks Entscheidung, nicht für eine zweite Amtszeit anzutreten, sagte Gabriel am Montag: "Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten das bedauern."

Der SPD-Chef erinnerte daran, dass Gauck seinerzeit von seiner Partei und den Grünen für das Amt vorgeschlagen worden sei. "Er war, wie ich finde, ein exzellenter Präsident." Gauck habe all das, was er vor dem Amtsantritt versprochen habe, umgesetzt, nämlich ein Präsident aller Deutschen zu sein. (APA, 6.6.2016)