Klagenfurt – Angesagt ist die Suche nach einem Miteinander. Die Alternative ist, wie Geschichte und Bühnenliteratur vielfach belegen, der Ausschluss der Lebenschance des anderen. Weil selten zwei Frauen ihre gegenseitigen Existenzen so radikal in Frage gestellt haben wie die erste Elisabeth und Maria Stuart, passt dieser Stoff so gut zum Saison-Motto "Du oder ich", dass Intendant Florian Scholz ihn gleich zweimal in sein elf Produktionen umfassendes Spielzeit-Programm 2016/17 gepackt hat. Einmal als Trauerspiel von Schiller (Premiere 13. 10./Regie: Stephanie Mohr), dann als Oper von Donizetti (30.3. '17/Musikalische Leitung: Giedre Slekyte).

Aktuell stellt sich die Aufgabe, zu einem Miteinander zu finden, anhand der Flüchtlinge, weshalb Elfriede Jelineks neueste "Wut" in Klagenfurt zur österreichischen Erstaufführung gebracht wird (5.1.'17/Marco Storman). Nicht schlecht dazu passend, weil dem faschistoiden Gedankengut der ewig Gestrigen auf der Spur, ist Thomas Bernhards "Vor dem Ruhestand" (25.2.'17/Cesare Lievi). Unsere Toleranz diskutiert Nestroy im "Talisman" (27.4.'17/Lore Stefanek). Aber sehr ergiebig in Bezug auf die Missachtung eines Gegenübers sind natürlich auch die Besitzansprüche, Eifersuchtsfanale und Verlustängste in der sogenannten Liebe: Richard Strauss: "Salome" (15.9./Musikalische Leitung Alexander Soddy/Regie Michael Sturminger), Mozarts "Entführung aus dem Serail" (10.11./Slekyte/Regie Michael Schachermaier), Lehars ""Das Land des Lächelns" (17.12./Slekyte/Regie Aron Stiehl) oder Verdis "Otello" (9.2.'17/Soddy/Regie Patrick Schlösser).

Auch Abseits der Bühne gilt es in Kärnten, ein Miteinander zu finden. Das von Land und Stadt Klagenfurt im Verhältnis 60:40 subventionierte Haus muss 2016/17 auf eine halbe Million Euro verzichten. Das neue Budget beträgt 16,2 Millionen. "Ein Jahr kann man das machen, fünf Jahre nicht", sagt dazu die kaufmännische Direktorin Iris Dönicke, die einen Teil des Ausfalls durch die heuer auf 84 Prozent gestiegene Auslastung wettmachen kann. Nächsten Monat beginnen die Gespräche über einen neuen Dreijahresvertrag. Der ist aus Sicht des Theaters wegen der zweijährigen Vorlaufzeit der Programmierung unverzichtbar. Kulturlandesrat Christian Benger will wegen des Damokles-Schwerts der Heta-Haftungen allerdings gar keine Dreijahresverträge mehr abschließen und allein von den Stadttheater-Förderungen in der laufenden Landtagsperiode vier Millionen Euro einsparen. (elce, 6.6.2016)