Wien – Aus Anlass des 200. Geburtstags der Österreichischen Nationalbank hatten sich am Donnerstag vergangener Woche ihre europäischen Kollegen (mit dem Oberhüter der Zinsen Mario Draghi) höflicherweise in Wien – statt wie üblich in Frankfurt – getroffen. Als beim Philharmonischen am Samstag das von der Nationalbank aus Anlass ihres Jubiläums in Auftrag gegebene Opus, die 2. Symphonie von Thomas Larcher, uraufgeführt wurde, war die Runde der Geldhüter aber wohl schon auseinandergegangen. Es hätte das Werk, Kenotaph betitelt, bei den Funktionsträgern ohnedies nicht überwiegend entspannende Emotionen ausgelöst.

Das Werk entstand, so Larcher, als erstmals klar wurde, dass Tausende Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken waren. Der Tiroler Komponist versteht sein Stück somit auch als eines, "das mit dieser menschenverachtenden Katastrophe zu tun hat" und also Trauer wie Empörung beinhaltet, wofür wiederum nun fast täglich Anlass geboten wird.

Grundunruhe

Es durchzieht das Werk von Anbeginn an denn auch eine bewusste Grundunruhe. Es gibt zwar sogleich im Stirnsatz Passagen des choralartigen Innehaltens, die in den folgenden Sätzen wiederkehren. Auch wirkt das romantisch angehauchte Finale des 3. Satzes überraschend in seiner Süße. Grosso modo ist die Zweite jedoch ein gerne auch tonales Werk der abrupt ansetzenden und ebenso reflexartig wieder abebbenden Bewegungen. Da sind markante Beschleunigungen, Gegenüberstellungen von eisigen Flächen (in hohen Regionen) und tief-dunklen Strukturen (2. Satz).

Da sind perkussive Techniken und repetitive, maschinell anmutende Passagen samt kollektiven Glissandi. Es herrscht tendenziell also eine Dramaturgie vor, die es auf bewusste Richtungswechsel angelegt. Die Wiener Philharmoniker unter Dirigent Semyon Bychkov, der unlängst das Sommernachtskonzert in Schönbrunn ins Trockene gebracht hat, spielten delikat und ließen die Konturen des Werkes aufleuchten.

Bei Richard Strauss Heldenleben wurde dann überbordende Opulenz zum eigentlichen Programm der Tondichtung. Obwohl Konzertmeister Rainer Honeck virtuose solistische Kontrapunkte setzte, dominierte ein Konturen etwas verwischender Überschwang, der im Werk natürlich angelegt ist. Eine nüchternere Behandlung hätte aus einer guten eine sehr gute Version gemacht. (Ljubiša Tošić, 5.6.2016)