Natürlich gilt die Unschuldsvermutung. Selbst und vor allem für den Zwangspensionisten Joseph S. Blatter, dem die Anwaltskanzlei des Weltverbandes Fifa massive Selbstbereicherung auf Kosten des Fußballs vorwirft. Neben dem 80-jährigen Ex-Präsidenten stehen zwei ehemalige Generalsekretäre im Fokus der Schweizer Behörden, die am Freitag wieder einmal in der Zürcher Verbandszentrale vorstellig geworden waren, um im Zuge einer Razzia Beweismittel zu sichern.

Freilich fällt es jetzt leicht festzustellen, dass man, sollte sich die Sache beweisen lassen, es immer schon gewusst hat. Und dass nur Naivlinge und Kinogeschädigte annehmen konnten, Blatter habe aus reiner Machtgier so gehandelt, wie er eben gehandelt hat. Dass Blatter aus Selbstbehauptungswillen und Eitelkeit ein System erschaffen hat, das Korruption nicht nur duldete, sondern sogar beförderte. Der Walliser als sinistres Opfer des Cäsarenwahns, das die Weltherrschaft des Fußballs und einen Platz am Tisch der Götter aus Politik, Wirtschaft und Kultur anstrebte.

Jetzt soll es – zumindest auch – ums Geld gegangen sein. Für einen Präsidenten, der die Kommerzialisierung des Fußballs mit aller Macht vorangetrieben hat. Der hat sich das gerne gefallen lassen. Und er hat in Gianni Infantino einen Präsidenten gewählt, der zumindest im Umgang mit Kritikern offenbar in Blatter'scher Manier agiert. Gut möglich, dass man es bald immer schon gewusst haben wird. (Sigi Lützow, 3.6.2016)