Nichts zu holen für Dominic Thiem.

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Der Sieger feiert den Finaleinzug mit den Ballkindern.

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Paris – Die Nummer eins der Tennis-Welt ist auch für Dominic Thiem vorerst eine Nummer zu groß gewesen. Der 22-jährige Niederösterreicher musste sich am Freitag in seinem ersten Semifinale bei einem Grand-Slam-Turnier dem Serben Novak Djokovic nach 1:48 Stunden vor 10.000 Zuschauern mit 2:6,1:6,4:6 klar beugen. Thiem kann Paris aber stolz verlassen: Er wird ab Montag als Nummer 7 im ATP-Ranking geführt.

Zudem hat Thiem nach dem sechsten ATP-Titel in Nizza unmittelbar vor Paris und neun Siegen en suite eine tolle Serie hingelegt. Im dritten Aufeinandertreffen mit dem Dominator der Tennis-Szene hatte Thiem allerdings auf dem Court Suzanne Lenglen keine wirkliche Chance, obwohl das Resultat nicht ganz dem Klassenunterschied entspricht. Denn Thiem hat das Spiel, um auch einem Djokovic gefährlich werden zu können. An diesem Tag war Thiem aber zu unbeständig, wovon auch 34 unerzwungene Fehler zeugen.

Das Match begann allerdings genauso wie man es sich aus Sicht des Österreichers nicht gewünscht hat: Mit einem frühen Break zum 2:0 für Djokovic. Der Serbe spielt erfahrungsgemäß immer stärker, wenn er in Führung gerät. Schon da gab es die ersten "Dominic, Dominic"-Sprech-Chöre. Thiem, der wie natürlich auch Djokovic, bei großartiger Atmosphäre immer wieder angefeuert wurde, konnte sein Offensivspiel an diesem Tag aber einfach nicht aufziehen.

"Einfach zu stark"

Thiem zeigte sich nach seinem Halbfinal-Aus enttäuscht, erkannte aber auch die starke Leistung von Djokovic an. "Er war einfach zu stark heute, das muss man ganz klar so sagen. Einerseits, weil er sicher gut gespielt hat, andererseits, weil ich ihm auch das Leben teilweise zu einfach gemacht habe. Alles in allem war ich einfach chancenlos", gestand Thiem.

Auch eine 3:0-Führung im dritten Satz, als er auch etwas weniger Eigenfehler begangen hatte, konnte Thiem nicht nützen. "Ich habe mir schon gestern sehr schwer mit dem Aufschlag getan, weil David Goffin und Djokovic zwei der besten Returnspieler sind. Ich brauche halt die Offensive, damit ich gut spielen kann." Sowohl Goffin als auch noch viel mehr Djokovic hätten ihm dank starker Returns wenig Chancen gegeben, in diese Offensiv-Position zu gelangen. "Deshalb haben sie mir meine größte Waffe genommen."

Gegen Djokovic habe er das gesamte Match über zu viele Fehler gemacht, um es enger gestalten zu können. "Aber es inspiriert mich, sogar noch härter zu arbeiten. Ich hoffe, dass ich bald eine neue Chance bekomme."

Teilweise versuchte es Thiem auch mit der Brechstange, überpowerte seine Schläge. "Es ist immer ein bisschen eine Gratwanderung. Wenn man zu wenig macht, dann steigt er sofort drauf, wenn man zu viel macht, macht man zu viele Fehler. Das Mittelding habe ich heute nicht gefunden", erklärte Thiem diesen Umstand.

Jetzt auf Rasen

Für den Schützling von Günter Bresnik geht es schon kommende Woche in Stuttgart unmittelbar in die Rasensaison. Danach spielt er in Halle sowie bei einem Exhibition-Turnier auf Mallorca (ebenfalls auf Rasen) und dann kommt schon Wimbledon. Die Erwartungen werden als neue Nummer 7 der Welt nicht geringer werden, aber Thiem steigt da sozusagen auf die Bremse: "Ich versuche, dass ich mich nicht deppert machen lasse, in Stuttgart und Halle. Ich hoffe, dass ich gut lerne, auf Rasen zu spielen und Spaß darauf habe. Die letzten Wochen bin ich ziemlich auf Vollstrom gelaufen die ganze Zeit." Auf Rasen habe es bisher nicht so gut geklappt, aber Thiem freut sich auf die nächsten vier Wochen.

Djokovic sprach nach dem neuerlichen Finaleinzug von der "besten Performance des Turniers". "Ich bin froh, in drei Sätzen gewonnen zu haben, gegen einen Spieler, der in Form ist, der viele Turniere und Matches gespielt hat", erklärte der "Djoker". "Er verkauft sich sowohl auf als auch außerhalb des Platzes sehr gut für sein Alter. Er ist der Leader einer neuen Generation: sehr kraftvoll, viel Kampfkraft und auch ein variantenreiches Spiel", lobte Djokovic den Österreicher. "Ich habe seinen extremen Spin heute sehr gut in den Griff bekommen, aber ich bin sicher, und das habe ich ihm auch nach dem Match gesagt, dass wir von ihm in Zukunft noch viel mehr sehen werden, wenn er so weitermacht."

Finalgegner Murray

Finalgegner von Djokovic ist der Schotte Andy Murray. Der Weltranglistenzweite schaltete Titelverteidiger Stan Wawrinka (Schweiz/Nr. 3) in 2:35 Stunden mit 6:4, 6:2, 4:6, 6:2 aus und erreichte erstmals das Endspiel von Roland Garros.

Im Endspiel am Sonntag (15.00 Uhr/Eurosport), der Neuauflage des Australian-Open-Finals 2016, könnte Murray zum ersten britischen Paris-Sieger seit Fred Perry 1935 aufsteigen. (APA, 3.6.2016)