"Nur für zwei der elf ausgeschriebenen Kassenvertragsstellen für Allgemeinmedizin und für zwei der sieben ausgeschriebenen Facharztstellen sind Bewerbungen eingegangen. Für 14 Kassenverträge gibt es nicht einen einzigen Interessenten. Selbst wenn keiner der Ärzte seine Bewerbung zurückzieht, können daher nur vier von 18 Kassenarztstellen besetzt werden", sagt der Präsident der niederösterreichischen Ärztekammer, Christoph Reisner in einer Aussendung. Er appelliert an Ärzte, die Angebote der Ärztekammer zur Information und Vorbereitung auf einen Kassenvertrag in Anspruch zu nehmen.

Zumindest für die beiden allgemeinmedizinischen Kassenstellen in Ennsdorf im Bezirk Amstetten und in Schwechat liegen Bewerbungen vor. Für die restlichen neun der elf ausgeschriebenen Stellen für Allgemeinmedizin gibt es allerdings keine Interessenten. Acht dieser Stellen sind bereits seit mehreren Monaten unbesetzt, eine Stelle wird ab 1. Oktober ihre Türen schließen. Die offenen Kassenstellen betreffen die Bezirke Neunkirchen, Tulln, Korneuburg, Waidhofen/Thaya, Bruck/Leitha, Mistelbach, Scheibbs und Krems.

Stellen seit Monaten unbesetzt

Unter den Fachärzten sind derzeit Kassenstellen für Kinder- und Jugendheilkunde sowie für Psychiatrie am schwierigsten nachzubesetzen. In den Bezirken Gänserndorf und Lilienfeld gibt es für die seit Monaten ausgeschriebenen Kassenverträge für Psychiatrie erneut keinen Bewerber. Und die Bezirke Wien-Umgebung, Bruck/Leitha und Gänserndorf müssen weiter auf einen Kinderarzt warten. "Umso erfreulicher ist es, dass wir gemeinsam mit der NÖ Gebietskrankenkasse die insgesamt siebente Kassenstelle für Kinder- und Jugendpsychiater in Krems geschaffen haben, für die sich auch gleich im ersten Durchgang zwei Bewerber interessiert haben", meint Präsident Reisner und zeigt sich zuversichtlich, dass diese Stelle mit Anfang Oktober in Betrieb gehen kann.

Die niederösterreichische Ärztekammer versucht interessierte Ärzte mit Informationsangeboten auf die Eröffnung einer Ordination vorzubereiten und hofft damit, dem Ärztemangel im niedergelassenen Bereich entgegenzuwirken. "Da das Thema Selbständigkeit während des Medizinstudiums nicht abgedeckt ist, fühlen sich Ärzte oft nicht ausreichend vorbereitet auf das Führen einer eigenen Ordination. Regelmäßige Niederlassungsseminare sollen dabei helfen, Unsicherheiten abzubauen", erklärt Reisner. (red, 3.6.2016)