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Die Regeln für Fairness werden auch immer wieder einmal justiert.

Foto: AP/Knippertz

Wien – "Zu glauben, eine perfekte Welt schaffen zu können, ist Illusion. Aber es muss der Anspruch da sein, etwas besser machen zu wollen," sagt Hartwig Kirner, Chef von Fairtrade Österreich. Das Siegel seiner Organisation dominiert fairen Handel im deutschsprachigen Raum. 3.000 Produkte, vor allem Lebensmittel, tragen das Siegel, das nachhaltige Produktionsbedingungen verspricht. 2015 hat es in Österreich Rekordzuwächse erlebt. Der Umsatz damit stieg um 24 Prozent auf 185 Millionen Euro.

Motor dahinter waren Lebensmittelhersteller. Vor allem Schokoladeerzeuger sattelten auf fair gehandelten Kakao um. Was auch an neu ausgeschilderten Programmen liegt, wonach es reicht, wenn Kakao zertifiziert ist. Zucker, der vielfach ohnehin aus Österreich kommt, braucht kein Siegel mehr.

Nach 20 Jahren gehe es darum, Regeln zu schärfen oder auszuloten, ob sie noch die richtigen seien, sagt Kirner. Seit konventioneller Zucker aus Europa nicht mehr als Bremse wirke, greife die Markenartikelindustrie stark auf fair gehandelte Kakaobohnen zurück. Auch Konzerne wie Mars bedienen sich zusehends dieser Quelle. Sie fürchten, dass ihnen ein Rohstoff ausgeht, der aufgrund harter Anbaubedingungen und enormer Nachfrage immer knapper wird.

Blinde Flecken sieht Kirner bei Standards für Erntehelfer in Afrika und Asien. Ziel sei es, sicherzustellen, dass auch Lohnarbeiter der Kleinbauern angemessen bezahlt werden. Konkrete Lösungen zu finden, sei aber schwierig, da auch die Bauern in den Anbauländern stark unter Druck stünden.

2015 sorgte der Verkauf von Fairtrade-Produkten in Österreich für knapp 33 Millionen Euro an Direkteinnahmen für die Produzentenorganisationen. Neben Kakao fallen vor allem Kaffee, Bananen und Rosen ins Gewicht. (vk, 3.6.2016)