Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nur mehr schwer: Um den Umgang mit Geld in Österreich nachhaltig zu verbessern, muss der Hebel in Schulen und im Elternhaus angesetzt werden.

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Wien – Um die Finanzbildung der Österreicher ist es nicht allzu gut bestellt, darüber herrscht weitgehend Konsens. Auch unter den Betroffenen, laut einer Studie des Verbands Financial Planners halten nur 17 Prozent ihr Finanzwissen für ausreichend. Ende Mai haben die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und die WU Wien ein Paket gegen "Analphabetismus" beim Umgang mit Geld geschnürt, aus dem in weiterer Folge eine nationale Strategie für Finanzbildung entstehen soll.

Der Hebel soll vor allem bei den Jüngsten angesetzt werden. Schon jetzt versuchen die Kooperationspartner etwa mit einem Mickey-Mouse-Comic zum Thema Geld oder dem Euro-Bus der OeNB die Kids gewissermaßen abzuholen. "Das Interesse am Thema ist da", gibt WU-Professorin Bettina Fuhrmann ihre Erfahrungen wider. "Es ist ein Ansatzpunkt, Lehrer zu ermutigen, dieses Thema zu behandeln." Bevorzugt als eigenes Fach Wirtschaftskunde, da sich dieses Wissen laut Studien positiv auf eine Volkswirtschaft auswirke.

In Schule ansetzen

"Wenn Finanzbildung erfolgversprechend sein soll, muss sie bei den Schulden ansetzen", meint auch Otto Lucius, Professor für Verhaltensökonomik an der Uni Graz und Chef des Verbands Financial Planners. Das Ziel: sukzessive an den Umgang mit Geld heranführen – also zu verstehen, dass Sparen Konsumverzicht bedeutet, Schulden zurückgezahlt werden müssen und wie bei Anlagen Risiko und Ertrag in einem Verhältnis stehen. Weniger Privatkonkurse, Hellhörigkeit bei unseriösen Investmentangeboten oder mehr Vorsorge für den Lebensabend sind die erhofften Auswirkungen.

"Es macht auch Sinn, wenn Erwachsene versuchen, sich Wissen anzueignen", ergänzt Lucius unter Verweis auf Onlineangebote von OeNB, Banken oder der Börse. Mit dieser Aussage rennt er bei Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatung, offene Türen ein – denn seine Klienten kommen erst, wenn es oft schon zu spät ist. Besser wäre es, bereits im Vorfeld von Problemen die kostenlose Budgetberatung in Anspruch zu nehmen.

Eltern besonders gefordert

Zudem ist Mitterlehner wichtig, "dass das Sichauseinandersetzen mit dem Thema Geld schon in der Familie passiert". Denn über die Vorbildwirkung werden fundamentale Einstellungen zum Umgang mit Geld an den Nachwuchs weitergegeben – etwa klar zwischen einem Wunsch und einem Bedürfnis unterscheiden zu können.

Kinder sollen eigene Erfahrungen mit Taschengeld machen, rät Andrea Bodner, Mutter und Vermögensberaterin bei der Partner Bank – auch wenn diese schmerzhaft ausfallen. Etwa nicht eingreifen, wenn dem Kind um eigenes Geld gekauftes Eis auf den Boden gefallen ist. Im Gegenzug sollte man die Kids zu positiven Erlebnissen motivieren: Wer Taschengeld spart, kann später etwas Größeres kaufen. "Die Kinder merken sich so etwas", betont Bodner. (Alexander Hahn, 4.6.2016)