Klagenfurt/Wien – Den Tag nach dem mühsamen 2:1 gegen Malta hat Österreichs Fußballelite freibekommen. Nicht als Belohnung, da steckt System dahinter. "Sie sollen die Köpfe freikriegen", sagte Marcel Koller, der für eine halbe Stunde im Dienst war. Sie mussten nicht einmal im Hotel in Wien übernachten, das Wiedersehen findet erst am Donnerstag um 14 Uhr statt. Koller resümierte den Test in Klagenfurt, gab zu, "dass es kein Superknaller war". Großzügig, wie der Teamchef nun einmal ist, gönnte er "den Journalisten und Fans schlechte Kritiken", Es sei trotzdem wichtig gewesen zu gewinnen. "Malta schießt man nicht einfach aus dem Stadion."
Die durchwachsene Vorstellung sei durchaus erklärbar. "Wer zuvor in der Schweiz regeneriert, auf Bäumen kraxelt und Golf spielt, dem fehlt die Passgenauigkeit, der ist im Aufbau zu langsam." Es gelte nun an der Feinabstimmung zu feilen, am Samstag im Happel-Stadion gegen die Niederlande sei mit einer Steigerung zu rechnen. Koller: "Man muss sich keine Sorgen machen. Es gibt keinen Grund, an uns zu zweifeln. Bei uns kann jeder Fußball spielen, wir sprechen uns das Selbstvertrauen nicht weg."
Bis zur EM in Frankreich sei noch ausreichend Zeit. "Wobei mir klar ist, dass man nicht am 14. Juni vor Anpfiff auf einen Knopf drücken und Ungarn schlagen kann. Es ist ein Prozess."
David Alabas skurriles Eigentor soll kein Prozess, sondern etwas Einmaliges gewesen sein. Der angeblich von Real Madrid Umworbene nahm das Ei "zu hundert Prozent auf meine Kappe". Alaba gestand ein, nicht geschaut zu haben. Keeper Ramazan Özcan hielt sich bei dem Rückpass eindeutig neben dem Kasten auf. Koller hat den Wahnwitz nicht weiter thematisiert. Es gab freilich auch positive Erkenntnisse. Auf Julian Baumgartlinger ist immer Verlass. Marko Arnautovic hat den Spielwitz konserviert. Und Alessandro Schöpf lieferte im zentralen Mittelfeld eine starke Leistung ab, erzielte ein Tor. Koller: "Er ist hochbegabt, beweglich, passt gut in die Mannschaft." Die Stammelf stehe trotzdem. "Aber es geht nicht um Nibelungentreue. Die Leistung muss stimmen."
"Nicht alles pipifein"
Die Spieler gaben sich durchaus einsichtig. Aleksandar Dragovic sagte, es sei "nicht alles pipifein" gewesen. Der Innenverteidiger betonte mehrmals, wesentlich seien die drei Punkte gewesen. Dragovic ignorierte konsequent die Tatsache, dass Freundschaftspartien seit je ohne Tabelle auskommen müssen. Wurscht. Vor ein paar Tagen sind sie alle noch auf Bäumen gekraxelt. Valentino Lazaro urlaubt bereits, er wurde aus dem EM-Kader gestrichen. (Christian Hackl, 1.6.2016)