Wien – Bundespräsident Heinz Fischer hat am Dienstag mit Dominique Meyer einen Mann mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen ausgezeichnet, der in seinen Augen einen der prominentesten Jobs Österreichs innehat: "Wer Direktor der Wiener Staatsoper wird, und warum er es wird, und wie er es wird, interessiert ganz sicher sehr viel mehr Leute als die Frage, wer Bundesminister für Verteidigung wird."

Entsprechend hatte sich zum Festakt in der Präsidentschaftskanzlei am Dienstagmittag ein veritabler Teil der heimischen Kulturprominenz eingefunden – von Otto Schenk über Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder bis zu Philharmonikervorstand Andreas Großbauer. Auch der französische Botschafter ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, was ebenso für die einstige SPÖ-Kulturministerin Claudia Schmied galt, die Meyer einst ernannt hatte. "Jetzt komme ich da durch die Tür herein und befinde mich bei einem Familienfest", zeigte sich Präsident Fischer positiv überrascht.

Immerhin stelle Meyer ja aber auch eine Ausnahme in der 150 Jahre alten Geschichte der Staatsoper dar, die bis dato rund 30 Direktoren vorzuweisen hat. Die durchschnittliche Amtsdauer betrug mithin fünf Jahre, während der 60-jährige Elsässer Meyer schon seit dem Jahr 2010, also seit sechs Jahren, an der Spitze des Hauses steht. "Jedes Jahr bringt Sie damit weiter ins Spitzenfeld", streute der Präsident dem Kulturmanager Rosen. Wie Real Madrid einen Spitzentrainer wie Zinedine Zidane benötige, brauche die Staatsoper einen Direktor wie Dominique Meyer: "Dann klappt's."

146,9 Prozent Auslastung

Das sehe man nicht zuletzt an der Auslastung, die mittlerweile über 99 Prozent liege. Das sei aber kein Grund sich zurückzulehnen, leistete sich Fischer einen humorvollen Seitenhieb auf die vergangene Bundespräsidenten-Stichwahl: "Wenn es in Waidhofen an der Ybbs eine Wahlbeteiligung von 146,9 Prozent gibt, warum sollte die Staatsoper nicht auch einmal eine Auslastung in dieser Höhe erreichen?! Wenn Sie das erreichen, kommen wir hier wieder zusammen."

Meyer erinnerte sich in seiner Dankesrede an seine Frühzeit in Wien. "In Wirklichkeit hatte ich keine Ahnung, wie sehr die Oper hier im Fokus steht." Er sei vor Intrigen und Konflikten gewarnt worden: "Das war übertrieben, aber es stimmt, es gibt diese Dinge. Man darf sie nur nicht überbewerten. Ich bin Franzose, wie man hört – ich bin nicht gezwungen, alles zu verstehen."

Er habe sich jedenfalls im Jahr 1979 bei einem Konzert in den Klang der Wiener Philharmoniker verliebt – und sei heute noch dankbar, diesen nun täglich hören zu können. Aus gegebenem Anlass wurde die Zuneigung erwidert, stellte eine Quintett-Abordnung der Philharmoniker mit Mozart und Beethoven doch den musikalischen Rahmen des Festakts. (APA, 31.5.2016)