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Foto: REUTERS / Soe Zeya Tun

London/Wien – Fast 46 Millionen Menschen in 167 Ländern leben derzeit als Sklaven. Sie werden zu Arbeit in Fabriken und Minen oder auf Farmen gezwungen, für Sex verkauft oder in Gefangenschaft geboren. Das besagt der dritte Index über globale Sklaverei der australischen Menschenrechtsorganisation Walk Free Foundation, der am Dienstag veröffentlicht wurde.

Demnach ist die Zahl der Sklaven weltweit von 35,8 Millionen im Jahr 2014 auf aktuell 45,8 Millionen gestiegen. Die Zunahme ist laut Andrew Forrest, Mitbegründer der Walk Free Foundation, auf eine bessere Datenlage zurückzuführen. Zugleich habe sich aber für viele auch die Situation verschlechtert: Aufgrund von Flucht und Migration würden Menschen leichter in Sklaverei geraten.

18,4 Millionen in Indien versklavt

Die meisten Menschen in Sklaverei verzeichnet der Index in Indien: geschätzte 18,4 Millionen bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl gibt es die meisten Sklaven allerdings in Nordkorea: Jeder 20. Mensch lebt dort dem Index zufolge in Sklaverei – 4,4 Prozent der Bevölkerung oder 1,1 Millionen der 25 Millionen Einwohner.

Als Grundlage für den aktuellen Index dienten 42.000 Interviews in 25 Ländern, die Gespräche wurden in 53 Sprachen geführt. Die Menschenrechtler arbeiteten dafür mit dem Meinungsforschungsinstitut Gallup zusammen. Die Daten über Nordkorea basieren auf Berichten von Flüchtlingen aus dem Land und auf Informationen, die die Menschenrechtsorganisation bei drei Besuchen sammelte.

Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der als Sklaven lebenden Menschen weltweit auf 21 Millionen, berücksichtigen dabei aber in erster Linie Zwangsarbeit.

"Wir wollen, dass der Index ein Weckruf ist", sagt Forrest. "Das ist nicht HIV oder Malaria. Wir haben Sklaverei verursacht, und weil sie menschengemacht ist, können wir sie auch bekämpfen."

Weitere Ergebnisse des Index:

  • Rund zwei Drittel aller Menschen, die als Sklaven gelten, leben in Asien.
  • Rund 58 Prozent aller Opfer von Sklaverei leben in fünf Ländern: Indien, China, Pakistan, Bangladesch und Usbekistan.
  • Rund 15 Prozent aller Sklaven leben in Afrika südlich der Sahara.
  • Nach Indien sind China mit 3,4 Millionen und Pakistan mit 2,1 Millionen die Länder mit der höchsten Zahl an in Sklaverei lebenden Menschen.
  • Die Länder, deren Regierungen am wenigsten gegen Sklaverei unternehmen, sind dem Index zufolge Nordkorea, der Iran, Eritrea, Äquatorialguinea, Hongkong, die Zentralafrikanische Republik, Papua-Neuguinea, Guinea, die Demokratische Republik Kongo und der Südsudan.
  • Die meisten Bemühungen im Kampf gegen moderne Sklaverei gibt es demnach in den Niederlanden, den USA, Großbritannien, Schweden, Australien, Portugal, Kroatien, Spanien, Belgien und Norwegen.
  • Der Index verzeichnet in Österreich geschätzte 1.500 Menschen, die in Sklaverei leben. Die Maßnahmen im Kampf gegen moderne Sklaverei werden mit "BBB" bewertet. Das ist die vierte von zehn Stufen, die die Effizienz von Maßnahmen durch die Regierung benoten: Die erste Stufe "AAA" steht für sehr effiziente Maßnahmen. Stufe 10 oder "D" wird an Länder vergeben, deren Regierungen Sklaverei nicht bekämpfen oder sogar verursachen. (cmi, Reuters, 31.5.2016)