Der Schauspieler und Regisseur Jürgen Wilke auf einem Archivbild aus dem Jahr 1998.

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Baden/Wien – Der Intendant, Regisseur und Schauspieler Jürgen Wilke ist am Freitagabend mit 87 Jahren verstorben. Wilke hatte sich von den schweren Folgen eines Sturzes nicht mehr erholt, teilte seine Lebensgefährtin, die frühere US-Botschafterin Helene von Damm, mit. Wilke spielte u.a. an der Josefstadt und am Burgtheater, leitete lange die Stockerauer Festspiele sowie den Laxenburger Kultursommer.

Wilke wurde am 21. November 1928 in Berlin geboren. Nach Abschluss der Schauspielschule des Hamburger Schauspielhauses im Jahr 1949 debütierte er am Stadttheater Oldenburg. Weitere Stationen seiner Karriere waren das Stadttheater Kiel, das Ensemble Gustaf Gründgens in Düsseldorf, die Münchener Kammerspiele, das Theater in der Josefstadt und das Burgtheater in Wien, wo er 1956 an der Seite von Susanne von Almassy in "Donna Diana"debütierte. Wiederholt zog es Wilke auch vor die Kameras, so war er u.a. in Franz Antels "Bockerer" (1981) zu sehen.

Gründer des Laxenburger Kultursommers

Mit der Saison 1966/67 wurde Wilke zum Intendanten der Festspiele Andernach/Rhein bestellt, die er mit den Stockerauer Festspielen, die er von 1971 bis 1997 leitete, fusionierte. Weiters war der Schauspieler von 1981 bis 1996 Intendant der Perchtoldsdorfer Sommerspiele. 1980 rief er den Laxenburger Kultursommer ins Leben, den er bis 2012 leitete.

Mit seinem Partner Otto Ander verlegte Jürgen Wilke das älteste deutschsprachige Tournee-Theater nach 1945, "Der grüne Wagen", 1983 nach Wien. Ab 1989 führte Wilke das Theater alleine, umfangreiche Tourneen führten das Ensemble durch Österreich, Deutschland und die Schweiz.

Als Regisseur erarbeitete Wilke ab 1964 Inszenierungen vom klassischen Repertoire über die Komödie bis zum Lustspiel – zum Beispiel"Sommernachtstraum", "Hamlet", "Ein Glas Wasser", "Der Barbier von Sevilla"- mit Schauspielern wie Nadja Tiller, Gusti Wolf, Ida Krottendorf, Herwig Seeböck und anderen.

Jürgen Wilke hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Berufstitel "Professor" (1982) und das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich (1977).

"Großer der Schauspielkunst"

Wilkes Leben habe eine "besondere Theaterleidenschaft" ausgezeichnet, würdigte Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) den am Freitag verstorbenen Schauspieler, Regisseur und Intendanten. Die von ihm begründeten Festivals seien heute selbstverständlicher Teil des Kulturlebens. "Mit ihm verlieren wir eine bedeutende und charismatische Persönlichkeit der Theaterszene."

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) nannte Wilke am Sonntag eine jener Persönlichkeiten, "die das Kulturland Niederösterreich zu dem gemacht haben, was es heute ist". Er hob vor allem dessen Verdienste um den niederösterreichischen Theatersommer hervor, und dabei nicht nur jene als Intendant. "Mit Jürgen Wilke ist ein ganz Großer der Schauspielkunst von uns gegangen."

"Betroffen und nachdenklich" hat sich der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) vom Tod des Schauspielers Jürgen Wilke gezeigt. "Auf der Bühne und auch im richtigen Leben verkörperte Wilke den Typus eines wahren Gentlemans, weshalb wir ihn gerade in Wien besonders schmerzhaft vermissen werden", teilte Mailath-Pokorny am Samstag in einer Aussendung mit. (APA, 29.05.2016)