Die bisher vom Jugendamt geschätzte und als zuverlässig eingeordnete Familie Schilchow gerät in den Focus der Ermittlungen von Brasch und Köhler: "Polizeiruf 110" am Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste.

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"Ich habe keine Lust noch kaputter zu enden als Drexler." Mautz (Steve Windolf) will raus. Und so quittiert der Magdeburger Kriminalobermeister just in der Jubiläumsfolge zu beachtlichen 45 Jahren "Polizeiruf 110" den Dienst. Sein Abgang kommuniziert aber gleich zu Beginn von Endstation (29. Mai, 20.15, Das Erste) noch einen zweiten Abschied: Auch Kriminalkommissar Jochen Drexler (Sylvester Groth), bisher spröder Ermittlerkollege der impulsiven, sonst aber maulfaulen Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) hat seinen Hut irgendwann zwischen der letzten ausgestrahlten Folge und dem aktuellen Fall genommen.

Es ist der Tod eines Buben – ein Zwölfjähriger bricht nach schweren Misshandlungen auf dem Schulweg zusammen -, der für Mautz das Fass zum Überlaufen brachte. Brasch aber, Typ einsame Wölfin auf schwerer Maschine, würde sich dem Drama, das sich immer mehr auch als familiäre Tragödie entpuppt, lieber alleine widmen – oder jedenfalls ohne den Neuen: Der heißt Dirk Köhler (Matthias Matschke), ist oberkorrekt und mit Talent zum "Lass-uns-das-Bereden" wie auch Vorzeigefamilie ausgestattet. Also das komplette Gegenteil seiner Partnerin, die schwer an ihrem in den rechten Sumpf geratenen Sohn trägt.

Und so ist das durchaus auch handgreiflich werdende Kompetenzgerangel der Kommissare nicht nur programmiert, sondern das eigentliche Blut in der spannungstechnisch eher mauen Folge. Die Pflegeeltern des toten Buben sind als Betreiber einer Reinigung zwar auf Fleckentfernung abonniert, mit dem geflickten Familienleben – zwei weitere Pflege-Teenager, eine leibliche Halbwüchsige – kommt man jedoch nicht zu Rande. (Anne Katrin Feßler, 29.5.2016)