Wien – Bischofs-Lob gibt es für die Kontrahenten bei der Stichwahl zum Bundespräsidenten. "Beide Kandidaten sind mit dem Wahlergebnis fair und vorbildlich umgegangen", schrieb Kardinal Christoph Schönborn in der Gratis-Zeitung "Heute". Auch in der Kirche habe es "starke Polarisierungen" gegeben, sprach er indirekt die Empfehlung des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun für FPÖ-Kandidat Norbert Hofer an.

"Noch nie habe ich eine so spannende Wahl erlebt! Und noch nie ein so hauchdünnes Ergebnis. Und noch nie so starke, emotionale Gegensätze", resümierte Schönborn aus persönlicher Sicht. Bis zum Schluss sei es ein spannendes "Rennen" gewesen," das wohl niemanden in unserem Land gleichgültig gelassen hat". Trennlinien hätten bis hinein in die Familien gereicht – und auch in die Kirche selbst, die offiziell keine Wahlempfehlung abgegeben hat. "Für die einen war der eine Kandidat 'der einzig mögliche', für andere galt der andere Kandidat als der einzige für Christen wählbare", meinte der Kardinal.

Gemeinsames vor Trennendes

Selbst ausländische Freunde hätten sich vom Umgangsstil beider Kandidaten beeindruckt gezeigt, berichtete Schönborn: "Das ist nicht in allen Ländern üblich. Ich bin zuversichtlich, dass das Gemeinsame stärker bleibt als das Trennende." bereits in seiner Fronleichnamspredigt am Donnerstag hatte der Kardinal die Österreicher dazu aufgerufen, jenen 50 Prozent genau zuzuhören, die den jeweils anderen Hofburg-Kandidaten gewählt hatten. Es gelte, deren Beweggründe und Sorgen ernst zu nehmen. "Das kann dem Land helfen, nicht Gräben zuzuschütten, sondern den Anderen zu achten", so Schönborn. (APA, 27.5.2016)