Wenn es einen empirisch nun wirklich stichhaltig und über viele Jahre – national und international – dokumentierten Bereich des systematischen Politikversagens in Österreich gibt, dann ist das der Bildungsbereich. Dazu hätte es des neuen nationalen Bildungsberichts gar nicht bedurft. Er liefert wieder eine dichte Zustandsanalyse des österreichischen Schulsystems, die alle bildungspolitisch Verantwortlichen lesen sollten, um dann endlich auch das Richtige und Notwendige zu tun.

Aber nicht die direkt und indirekt Betroffenen – das ist die gesamte Gesellschaft – frotzeln und für dumm verkaufen wie mit der "Bildungsreform". Das war "very old style"-Politik. Es wurde ein "Verhandlungsergebnis" bejubelt, das in Wirklichkeit ein lebloser Dummy war.

In zentralen Fragen, bei denen es um Macht und Einfluss geht, bei denen also etwa die Länder ihre Finger im Spiel haben (wollen), steckt der Karren weiter bewegungsunfähig im Dreck. Dabei sind die Problemzonen bekannt: zu frühe Bildungswegentscheidung, Begabungsvergeudung auf allen Linien, Lehrerverwaltung nach dem Prinzip "Teile und herrsche" etc.

Das Nichtstun raubt der x-ten Kinderkohorte Zukunftschancen. Jahr um Jahr werden die immergleichen Politikrituale sinnentleert und nur an Machtkalkülen orientiert durchexerziert. Kanzler Christian Kern kritisierte die "Zukunftsvergessenheit" des Politikbetriebs. Es sind die vergessenen Schulen, in denen sich die Zukunft entscheidet. (Lisa Nimmervoll, 27.5.2016)