Mailand – Die Suche nach einem neuen Unicredit-Chef wird länger dauern als erwartet. Wie aus einer Bankmitteilung hervorgeht, soll erst Anfang Juni eine Beratungsfirma mit der Nachfolgersuche beauftragt werden. Erfahrungsgemäß verstreichen dann 30 bis 40 Tage, bis der geeignete Kandidat sondiert ist. Bis dahin wird Federico Ghizzoni die Bank-Austria-Mutter weiterführen.

Dem Vizepräsidenten von Merrill Lynch Europe, Marco Morelli, und Mediobanca-Chef Alberto Nagel werden Chancen auf den Posten eingeräumt. Da Unicredit der größte Aktionär von Mediobanca ist, würde die Ernennung Nagels den Gerüchten über eine Fusion von Unicredit mit der größten Investmentbank Italiens neue Nahrung geben. Nagel ist als rigoroser Sanierer bekannt.

Kurs bleibt auf Talfahrt

Standard & Poor's hat das Rating der Unicredit nicht verändert und den Ausblick als "stabil" bezeichnet. Die Analysten von Kepler Cheuvreux gehen davon aus, dass die zur Diskussion stehende Kapitalerhöhung in der Kursentwicklung der letzten Monate vorweggenommen wurde.

Die Kurseuphorie nach Ghizzonis Rücktrittsankündigung in dieser Woche war von kurzer Dauer. Am Donnerstag gaben die Aktien neuerdings um bis zu fünf Prozent nach. Ausschlaggebend sind Zweifel, ob ein Nachfolger Ghizzonis die Trendwende schafft. Die diskutierten Beteiligungsverkäufe, etwa der polnischen und türkischen Töchter, und ein weiterer Beteiligungsabbau bei der Onlinebank Fineco würden den Gewinn der größten Bank Italiens laut Analysten um bis zu 40 Prozent verringern. (tkb, 26.5.2016)