Auch Star-Wars-Fans brauchen schon mal einen Wedding Planner – und auf das Thema der mehrstöckigen Torte einigt man sich schnell.

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Wenn jeder Abgabetermin zum Wettlauf mit der Zeit wird, wenn Sie sich über die Maßen engagieren und keine freie Minute mehr fürs Ausspannen bleibt, dann kann Ihr intensiver persönlicher Einsatz, Ihr Engagement, in ein Burnout münden.

Einen völlig anderen Sinn hat Engagement für Anna Netrebko. Nehmen wir an, ein Opernhaus will die Sopranistin engagieren, das heißt gegen Gage in die Vertragspflicht nehmen, dann kann es schon sein, dass die Telefone heiß laufen und die Leitung besetzt ist. The line is engaged, heißt es auf Englisch. Wer hingegen auf Facebook seinen/ihren relationship status ändert, weil er/sie sich verlobt hat, der/die klickt ebenfalls engaged an. Und vielleicht sucht er/sie jetzt schon einen Wedding Planner ...

Wetten, dass Gage, Engagement und engage denselben Wortursprung wie Wette und englisch wedding "Hochzeit" haben?

Wette hat lexikalische Vorgänger, die zumindest ein Bedeutungsmerkmal gemeinsam haben, nämlich "Pfand, Geldeinsatz": gotisch wadi "Pfand", altenglisch wedd "Pfand, Übereinkommen, Sicherheit, Mitgift", mittelhochdeutsch wette "Pfand, Preis, Einsatz, Geldbuße". Denn bei einer Wette handelt es sich im landläufigen Sinn um eine Abmachung zwischen zwei Personen, die besagt, dass bei einander widersprechenden Behauptungen diejenige, die nicht Recht behält, der anderen etwas geben muss. Dieses Pfand, der sogenannte Wetteinsatz (neuenglisch wager), geht vom Verlierer der Wette an den Gewinner.

Wie hängt nun Wette mit neuenglisch wedding zusammen?

Weddung, erst im frühen 13. Jahrhundert belegt1, ist eine nominale Ableitung des Verbs altenglisch weddian "ein Pfand ein- und einen Vertrag aufsetzen, sich verloben beziehungsweise heiraten" (vergleiche auch gotisch gawadjōn "zusammenfügen, verloben"). Bei so einer weddung ging es dem Wortsinn nach um ein Übereinkommen zwischen zwei Menschen, Braut und Bräutigam, wobei der Braut Vermögen in Form von Hausrat oder anderen Gütern mitgegeben wurde, was ja noch im Wort "Mitgift" ablesbar ist.

Steht also das Hochzeitsdatum fest, kann eine mehrstöckige Torte (wedding cake2) mit Marzipanröschen und Zuckerguss für die Frischvermählten (newly-weds) in Auftrag gegeben werden. Ein Mausklick reicht, und schon spuckt Google einige Adressen aus, die miteinander wetteifern. Wer liefert das spektakulärste Tortendekor?

Wettbewerb, ein Begriff der Wirtschaftssprache, ist laut Grimm'schen Wörterbuch eine Neubildung des 19. Jahrhunderts, hat die Bedeutung von "Konkurrenz" angenommen (im sportlichen Vergleich entspricht es englisch "competition") und Wetteifer, Wettkampf und Wettstreit in die hinteren Ränge gedrängt. Was dem Einzelnen bleibt, ist Eifer, Kampf und Streit und auf weiter Flur niemand, der mit dem Wetteinsatz herausrückt. Heute ist die ursprüngliche Bedeutung von Wette in Wettbewerb & Co völlig verblasst.

Im mittellateinischen Terminus Vadium jedoch (entlehnt aus germanisch *wadj- "Pfand, Einsatz"), der bei Versteigerungen benutzt wird, lebt die Grundbedeutung noch fort. Denn Personen, die an einer Auktion teilnehmen wollen, müssen einen bestimmten Gelderlag, das sogenannte Vadium, das mindestens zehn Prozent des Schätzwertes ausmacht, als Pfand einsetzen.

Die Netrebko kassiert sicher eine satte Gage für ihr Engagement.
Wie erklärt sich nun das Nebeneinander von anlautendem –w– in neuenglisch wages "Lohn", wager "Wetteinsatz" beziehungsweise –g– in neuenglisch engage "jemanden beschäftigen, beteiligen, verpflichten" sowie in den Fremdwörtern Gage, engagieren und Engagement?

Es gab einen Wettstreit zwischen den Wörtern, die im 14. Jahrhundert den Weg vom Altfranzösischen ins Mittelenglische schafften. Manche entstammten dem nördlichen anglonormannischen (–w–) und andere dem zentralfranzösischen Dialekt (–g–). Eine Variante setzte sich gewöhnlich durch. In einigen Fällen haben wir jedoch im heutigen Englisch Wortdoubletten, zum Beispiel guard/ward, guarantee/warranty, engage/wager, wages.

Französisch gager que ... heißt "wetten, dass …" und gageure ist gar "eine gewagte Sache, ein Ding der Unmöglichkeit". Kein Ding der Unmöglichkeit, aber ein riskantes Unterfangen sind (Sport-)wetten allemal, weiß man doch nie, ob man sein Geld auf den richtigen Kandidaten gesetzt hat.

Seit März 2016 liegt übrigens ein neues und strengeres Wettengesetz vor, das das veraltete aus dem Jahr 1919 ablöst. Es soll mehr Schutz für die Jugend bringen und illegalen Wettlokalen einen Riegel vorschieben.

Diese Wette können Sie aber getrost eingehen, nämlich dass ein Ortsteil von Berlin Wedding heißt und zu den wenigen Ortsnamen gehört, die mit dem bestimmten Artikel benutzt werden. Der Wedding ist heute ein multikulturelles Viertel, und gute 40 Prozent der dort Ansässigen haben Migrationshintergrund. (Sonja Winkler, 24.5.2016)