Bilanztricks der 2013 fristlos gekündigten kaufmännischen Direktorin Silvia Stanejsky; massive Produktionsbudget-Überschreitungen 2009/10 dank des Premierenfeuerwerks, das der 2014 entlassene Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann in seiner ersten Saison zündete: Vieles, was der Rechnungshof in seinem Burgtheater-Prüfbericht auflistet, ist bekannt. Doch, und das ist in dieser Deutlichkeit neu, war das Organversagen weitaus multipler – und die "kreative" Finanzgebarung allen, von Kulturministerin Claudia Schmied über die Bundestheaterholding bis zum Aufsichtsrat, offenbar ziemlich egal.
Das ist ein weiterer Skandal – und ein eklatanter Widerspruch zu einem von Ex-Kulturminister Josef Ostermayer 2014 in Auftrag gegebenen juristischen Gutachten, wonach es außer Stantejsky und Hartmann keine Schuldigen gebe. Ganz anders die Rechnungshofprüfer: Die Ministerin ebenso wie der damalige Holdingchef und Aufsichtsratsvorsitzende hätten auf Fehlentwicklungen und Kostenentgleisungen gar nicht oder zu spät reagiert. Aufklärenswert wäre auch die Bestellung Stantejskys: Von Personalberatern nur drittgereiht, plädierte ihr Vorgänger, der nunmehrige Kulturminister Thomas Drozda, nachdrücklich für sie.
Warum? Vielleicht brächte mit dem Wissen von heute eine weitere, ausführliche Prüfung der Vor-Hartmann-Ära mehr Licht ins Bühnendunkel. Neue Ministerbesen kehren gut, aber hoffentlich nichts unter den Teppich. (Andrea Schurian, 24.5.2016)