FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache (rechts) hat mit seinem Kandidaten Norbert Hofer (links) noch viel vor.

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Das Wichtigste zuerst: "Die FPÖ ist keine rechtsextreme Partei." Das wollte der knapp gescheiterte blaue Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer den zahlreichen internationalen Medienvertretern zwei Tage nach der Stichwahl noch mit auf den Weg geben. Eine rechtsextreme Partei hätte hierzulande nämlich höchstens zwei Prozent erreicht, argumentiert er – "größer ist der Narrenanteil in Österreich sicher nicht".

Nach einer Vorstandssitzung am Dienstagvormittag hatten Hofer und Parteichef Heinz-Christian Strache auch anderes klarzustellen. Es galt Aufwiegler, die in Internetforen offen zu Gewalt gegen Alexander Van der Bellen aufriefen (siehe Artikel: Gewaltaufrufe gegen Van der Bellen auf Facebook), zu beruhigen. Hofer tat das mit der Bitte, an "jene Österreicher, die heute verzagt sind, verärgert sind, sich nicht gegenseitig anzugreifen" und "das zu unterlassen". Strache tat das mit dem Rezitieren seiner Facebook-Ermahnung an die User. Mit seinem Zweifel am rechtmäßigen Zustandekommen des Wahlergebnisses will er auf Nachfrage des STANDARD nicht zu weit gegangen sein.

Die Entscheidung über eine mögliche Wahlanfechtung will die FPÖ-Spitze erst später treffen: Man habe Experten beauftragt, allen Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten nachzugehen. Erst nach deren Bewertung werde man entscheiden, ob eine Anfechtung Sinn mache, sprich: "Wenn solche Anomalien da sind, die wahlentscheidend sind". In der ZiB 2 ortete er "Missbrauchsmöglichkeiten" bei der Briefwahl.

Witziges Sesselsägen

Eine mögliche Doppelführung zwischen ihm und Hofer macht für den FPÖ-Chef definitiv "keinen Sinn", wiewohl er "Spekulationen, Norbert Hofer könnte ehrgeizig an meinem Sessel sägen", als "ausgesprochen witzig" von sich wies. Viel lieber versuchte Strache, die stets mit dem Eigenschaftswort "dünn" beschriebene Personaldecke bei den Blauen zu widerlegen, und sinnierte über zu vergebende Ministerämter "wenn ich Regierungsverantwortung möglicherweise als Kanzler übernehme". Und darüber, dass man dann ja auch einen ersten Nationalratspräsidenten brauche.

Vorerst bleibt Hofer Dritter Nationalratspräsident und Vizeparteichef, schließt aber nicht aus, sich für ein Ministeramt zu interessieren. Bei der kommenden Nationalratswahl will er wieder auf einem Listenplatz hinter Strache kandidieren. Der glaubt im Wahlergebnis zu erkennen, "dass die Hälfte der Österreicher unsere Werthaltung unterstützt", und legt sich die Latte für künftige Wahlgänge hoch: "Der Plafond für freiheitliche Stimmen liegt heute bei 50 Prozent."

Auch der FPÖ-Chef hatte ein Thema, das er noch mit den Medien besprechen wollte: die "Fehldarstellung" von Hofers Israel-Reise aufgrund von "Falschrecherchen" des ORF. Was Strache nicht dazusagte: So, wie Hofer seine Erlebnisse am Tempelberg wiederholt geschildert hatte, fanden sie auch nicht statt. Was seine persönliche Befindlichkeit betrifft, erklärte Hofer: Es ist nicht angenehm, ins Tagebuch einzutragen: ,Ich wäre heute fast Präsident geworden'. Frühmorgens postete er den Katzenjammer mit einem Bild von Kater Robert. (Karin Riss, 24.5.2016)