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Pasta, Pizza und Polenta sind heute weltweit bekannt und beliebt. Aber auch abseits kulinarischer Genüsse hat sich das Italienische verbreitet – besonders im deutschen Sprachraum.

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Salzburg – In der Früh als Erstes einen Espresso oder einen Cappuccino. Zu Mittag vielleicht Polenta mit Rucolasalat? Und am Abend Penne mit Bolognese. Davor unbedingt ein Aperol Spritz.

Wenn wir darüber nachdenken, was wir täglich zu uns nehmen, stoßen wir unweigerlich auf eine ganze Reihe italienischer Speisen und Getränke, die ganz selbstverständlich unser Ess- und damit auch unser Sprachverhalten bereichern. "Kulinarische Ausdrücke stellen die größte Gruppe der italienischen Lehnwörter in anderen Sprachen dar – zumindest heutzutage", sagt Matthias Heinz. Der Romanist koordiniert ein großangelegtes Projekt, in dem erstmals der Einfluss des Italienischen auf andere Sprachen systematisch dokumentiert wird.

Seit knapp zehn Jahren arbeitet Heinz nun bereits daran, jegliche sprachlichen Spuren zusammenzutragen, die das Italienische über die Grenzen Italiens hinaus hinterlassen hat – zunächst als wissenschaftlicher Assistent des Projektinitiators Harro Stammerjohann von der Universität Chemnitz und nun als Projektleiter an der Universität Salzburg.

Philologische Detektivarbeit

Bisher konzentrierte sich das an der italienischen Sprachakademie in Florenz angesiedelte Wörterbuchprojekt auf die Italianismen im Deutschen, Englischen und Französischen. In Handarbeit wurden Wörterbücher durchforstet, mit detektivischer Akribie Glossare und Studien analysiert. Daraus entstand ein vergleichendes Wörterbuch der italienischen Lehnwörter samt ihrer Bedeutung und Herkunft, das auch in einer frei zugänglichen Datenbank im Netz verfügbar ist.

Dabei hat sich herausgestellt, dass es besonders im Deutschen nur so wuselt vor italienischstämmigen Ausdrücken – rund 3280 Vokabel aus Gegenwart und Vergangenheit wurden hier gefunden, während es im Englischen etwa 2150 und im Französischen rund 2530 sind. Innerhalb des Deutschen war der österreichische Sprachraum sehr ergiebig. "Vor allem während der Habsburgerzeit hat sich die italienische Lebensart in Österreich verbreitet", schildert Heinz. "Tirol mit seiner geografischen Nähe, Wien als Sitz der Habsburger und Salzburg als Zentrum für italienische Musiker und Künstler waren so etwas wie kulturelle Einfallstore."

Viele Worte, die im Österreichischen eine italienische Wurzel haben, sind in Deutschland dem Französischen entlehnt. Das italienische "biscotto" etwa hat sich hierzulande als Biskotte eingebürgert, während in Deutschland für das harte Gebäck der französische Ausdruck (Löffel-)Biskuit verwendet wird. Was in Österreich und Süddeutschland als Melanzani bekannt ist (abgeleitet vom italienischen "melanzana"), firmiert im Rest Deutschlands als Aubergine.

Gstanzl und Katzelmacher

Es liegt auch an der geografischen Nähe, dass zahlreiche italienische Ausdrücke gar nicht erst in der Standardsprache angelangt sind, sondern nur in den Dialekt Eingang gefunden haben – teilweise stark abgewandelt. Der abwertende, für italienische Gastarbeiter verwendete Begriff "Katzelma-cher" geht auf die "cazza", eine Schöpfkelle aus Holz zurück, die mobile Hausierer aus dem Südtiroler Grödnertal nördlich der Alpen verkauft haben. Neutraler sind das "Gstanzl", das von "stanza" (Strophe) kommt, oder das "Gspusi", das seine Wurzeln in "sposo" (Verlobter, Bräutigam) hat.

Die meisten Italianismen kommen neben der Kulinarik aus den Bereichen Kunst, Musik und Architektur und gehen auf die Renaissance zurück. Andere, etwa aus dem Finanzsektor, haben ihren Ursprung in den Anfängen des Bankwesens im Mittelalter (Akonto, Saldo, Giro). Aber auch heute noch kommen neue Wörter hinzu, manchmal sogar solche, die gar nicht aus Italien stammen: So ist "Frappuccino" eine Erfindung von Starbucks.

"In einer überarbeiteten Ausgabe des Wörterbuchs werden wir auch solche Fantasiewörter aufnehmen", sagt Heinz. "Außerdem wird die Datenbank benutzerfreundlicher gestaltet und in einer englischen Version abrufbar sein." An einer Ausweitung auf weitere Sprachen weltweit wird bereits gearbeitet: Eine kürzlich bewilligte Förderung des italienischen Wissenschaftsministeriums in Höhe von 25.000 Euro ermöglicht zunächst die Erforschung des Einflusses von Italienisch auf die Sprachen Spanisch, Portugiesisch, Katalanisch, Polnisch und Ungarisch.

"Das positive Image von Italiens Kultur scheint beständig zu sein", sagt Heinz. "Solange das so bleibt, kann ich dem Italienischen auf der ganzen Welt eine große Zukunft voraussagen." (Karin Krichmayr, 26.5.2016)